Düsseldorf, 23. Mai (Reuters) – Bei den Tarifgesprächen für die rund 68.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Stahlindustrie hat es auch in der zweiten Runde keine greifbaren Ergebnisse gegeben. Die Gewerkschaft IG Metall droht nun mit einer Eskalation. Die Gespräche in Düsseldorf seien nach nur zwei Stunden beendet worden, teilte sie mit. Die Gewerkschaft fordert 8,2 Prozent mehr Lohn für die Stahlkocher, die Arbeitgeber hatten in der ersten Gesprächsrunde Mitte Mai eine Einmalzahlung in Höhe von 2100 Euro für eine Laufzeit von zwölf Monaten angeboten. Die Gewerkschaft hatte dies als nicht ausreichend abgelehnt.
„Wir lassen uns diese Tarifrunde nicht durch eine Einmalzahlung abkaufen“, sagte der Bezirksleiter der IG Metall NRW und Verhandlungsführer Knut Giesler: „Die Stahlbranche hat seit Monaten volle Auftragsbücher und die Gewinne sprudeln.“ Die Tarifkommission der IG Metall werde am Mittwoch über das weitere Vorgehen beraten: „Mit dem Angebot einer Einmalzahlung ist die Eskalation des Konfliktes vorprogrammiert.“ Die Friedenspflicht endet am 31. Mai.
Die Arbeitgeber hatten dagegen erklärt, es bestehe die Gefahr, dass eine sich weiter verschärfende Lage in der Ukraine und insbesondere eine Unterbrechung der Versorgung der deutschen Industrie mit Erdgas zu einem schlagartigen, dramatischen Einbruch der Wirtschaftstätigkeit in Deutschland führe. Die Forderung der IG Metall entspreche auch nicht annähernd dem Gebot der Stunde.
Die Stahlindustrie mit Konzernen wie Thyssenkrupp, Salzgitter und Arcelor profitiert von den stark gestiegenen Werkstoffpreisen, kämpft aber selbst mit den in die Höhe geschossenen Rohstoff- und Energiekosten. Zudem schwächelt aufgrund von Lieferkettenproblemen die Nachfrage der Automobilindustrie.
Tarif-Gesprächsrunde für Stahlkocher ohne Ergebnis
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