Dienstag, April 23, 2024
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Stichwort: Flaute bei Übernahmen – Deutsche Firmen verunsichert

24. Mrz – Bei Fusionen, Übernahmen und Börsengängen herrscht weiter Flaute in Deutschland. Angesichts der Unsicherheit über die weltweite Konjunktur und der Verwerfungen an den Finanzmärkten trauen sich Unternehmen kaum zuzuschlagen, wie aus den Ranglisten („League Tables“) des Finanzdatendienstleisters Refinitiv hervorgeht. Der Wert der Übernahmen mit deutscher Beteiligung sank im ersten Quartal gegenüber dem ohnehin schwachen Niveau des Vorjahres um zwölf Prozent auf 21,5 Milliarden Dollar – die niedrigste Summe seit 2016. Ohne den mit 9,8 Milliarden Dollar bewerteten Verkauf der SAP-Tochter Qualtrics sähe es noch schlechter aus. Zwischen Januar und März (Stand: 23. März) gab es ganze drei Milliarden-Transaktionen – wobei der Erfolg bei zweien noch in den Sternen steht.

Vor allem heimische Unternehmen fallen als Käufer aus, wie aus der Statistik hervorgeht: Innerhalb Deutschlands sank das Transaktionsvolumen um 63 Prozent auf den tiefsten Stand seit zehn Jahren, im Ausland gaben deutsche Unternehmenskäufer 59 Prozent weniger aus als ein Jahr zuvor. Ein Lichtblick sind vor allem Finanzinvestoren, die angesichts tiefer Taschen im ersten Quartal 15 Prozent mehr für insgesamt 126 deutsche Firmen ausgaben.

Den einzigen Börsengang des Jahres in Deutschland feierte der Cloud-Anbieter Ionos mit einem Emissionsvolumen von umgerechnet 479 Millionen Dollar. Er tat sich nach der Erstnotiz aber schwer, was anderen Börsenkandidaten nicht gerade Mut macht. Experten hoffen auf das zweite Halbjahr. Platzierungen von Aktien bereits gelisteter Unternehmen, Kapitalerhöhungen und Wandelanleihen schraubten das Volumen am Eigenkapitalmarkt auf immerhin 4,57 (2022: 1,00) Milliarden Dollar. 

DIE GRÖSSTEN ÜBERNAHMEN:

* Rund vier Jahre nach der Übernahme hat SAP die US-Datenanalyse-Tochter QUALTRICS wieder verkauft. 7,7 Milliarden Dollar bekommt der Walldorfer Softwarekonzern für seinen 71-Prozent-Anteil vom Finanzinvestor Silver Lake und dessen Partner, dem kanadischen Pensionsfonds CPPIB. Ein besseres Angebot kam nicht mehr herein. SAP hatte Qualtrics 2019 für acht Milliarden Dollar vom Firmengründer Gründer Ryan Smith gekauft und später an die Börse gebracht.

* Der britische Finanzinvestor Cinven hatte die Münchner SYNLAB zu Europas größter Laborkette ausgebaut und vor zwei Jahren an die Börse gebracht. Doch dort war – vor allem nach dem Abflauen des Corona-Test-Booms – schnell die Luft aus dem Kurs. Nun überlegt Cinven, die restlichen Anteile wieder zurückzukaufen und das Unternehmen von der Börse zu nehmen. Bei einem avisierten Kaufpreis von zehn Euro je Aktie würde Synlab einschließlich Schulden mit 2,97 Milliarden Dollar bewertet.

* Der hessische Unternehmer Friedhelm Loh („Rittal“-Schaltschränke) will beim Duisburger Stahlhändler Klöckner & Co (KlöCo) möglichst ungestört weiter aufstocken und hat deshalb ein freiwilliges Übernahmeangebot angekündigt. Er hält bereits knapp 30 Prozent der Anteile. Dabei würde KlöCo mit 1,4 Milliarden Dollar bewertet – doch ob die Transaktion so groß wird, ist fraglich, strebt Loh doch keine Mehrheitsbeteiligung an. 

DIE ERFOLGREICHSTEN BERATER:

* In der Rangliste führen die sechs Investmentbanken, die an der Qualtrics-Übernahme beteiligt waren. Weil Goldman Sachs auch bei KlöCo mit von der Partie war, liegt die US-Bank mit einem Transaktionsvolumen von 11,2 Milliarden Dollar einmal mehr auf Platz eins, vor Morgan Stanley und der UBS.

* Im Geschäft mit Eigenkapital-Emissionen und -Platzierungen (ECM) liegt die britische Barclays Bank mit einem Volumen von 621 Millionen Dollar auf Platz eins, gefolgt von UniCredit und HSBC mit jeweils 512 Millionen.

* Bei Fremdkapital-Transaktionen ist die Deutsche Bank mit 30 Emissionen im Volumen von 14,9 Milliarden Dollar unangefochten Erster. Ihr Marktanteil steigt damit auf fast 14 (2022: 8,8) Prozent. Rang zwei behauptet JPMorgan mit 15 Emissionen über 5,6 Milliarden Dollar. Die LBBW schiebt sich noch vor die Commerzbank auf Platz drei.

Stichwort: Flaute bei Übernahmen – Deutsche Firmen verunsichert

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Aksel Lian auf Pixabay

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