Berlin/Stuttgart, 27. Mai (Reuters) – Bundeskanzler Olaf Scholz hat China zu mehr Transparenz bei Krediten an Schwellen- und Entwicklungsländer aufgefordert und vor einer neuen großen Finanzkrise gewarnt. „Es ist wirklich eine ernste Gefahr, dass die nächste große Schuldenkrise des globalen Südens aus Krediten stammt, die China weltweit vergeben hat und selbst nicht ganz überblickt, weil da so viele Akteure dabei sind“, sagte Scholz am Freitag auf dem Katholikentag in Stuttgart.
„Das würde dann sowohl China als auch den globalen Süden in eine große Wirtschafts- und Finanzkrise stürzen.“ Und dieser würde dann auch „den Rest der Welt nicht untangiert lassen – um es mal höflich zu formulieren“. Deshalb sei es ein ernstes Anliegen, China zur Offenlegung der Kredite zu bewegen, sagte der Kanzler.
Scholz verwies darauf, dass man im sogenannten Pariser Klub großer Gläubiger genau diese Offenlegung der Kredite erreicht habe, um neue Krisen zu verhindern und Risiken bei der Kreditvergabe zu erkennen. China verweigere aber bisher die Mitarbeit mit dem Argument, dass man noch Zeit bräuchte und ein Entwicklungsland sei. „Manche machen nach, was wir schon vorher falsch gemacht haben“, sagte Scholz dazu. Hintergrund ist, dass aus China Kredite von verschiedenen staatlichen Ebenen und Firmen vergeben werden, um etwa Infrastrukturprojekt-Aufträge im Ausland zu erhalten.
Zugleich forderte Scholz, dass der Westen bei seinem Bemühen um engere Kontakte mit Entwicklungsländern nicht fordern sollte, dass diese ihre Kontakte mit China abbrächen. Unter dieser Voraussetzung könnten die Europäer zu gefragten Partnern werden. Niemand wolle sich einseitig abhängig machen, so der Kanzler.
Scholz warnt vor Gefahr durch Chinas Krediten an Entwicklungsländer
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