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Russlands Fremdwährungsanleihen – Volumen, Fristen, Szenarien

15. Mrz (Reuters) – Erstmals seit Beginn des Ukraine-Kriegs werden Zinszahlungen für russische Dollar-Anleihen fällig. Das Land muss am Mittwoch insgesamt 117 Millionen Dollar an seine Gläubiger zahlen. Da Russland aber wegen des Einmarschs in das Nachbarland vom Westen mit harten Sanktionen belegt wurde, ist unklar, ob die Regierung in Moskau die Anleihen bedienen kann oder will. Es wäre der erste Zahlungsausfall seit der Russischen Revolution 1917, als die Bolschewiken Schulden aus der Zarenzeit nicht anerkannten. 

Nachfolgend Fragen und Antworten rund um russische Anleihen: 

WIE HOCH IST DAS VOLUMEN RUSSISCHER FREMDWÄHRUNGSANLEIHEN?

Derzeit sind russische Fremdwährungsanleihen im Gesamtvolumen von 40 Milliarden Dollar im Umlauf. Etwa die Hälfte davon wird von ausländischen Investoren gehalten. 

Neben den 117 Millionen Dollar am Mittwoch werden bis zum Monatsende weitere Kupon-Zahlungen von insgesamt 615 Millionen Dollar fällig. Darüber hinaus läuft am 4. April eine Anleihe aus. Zu diesem Termin müssen den Haltern dieser Papiere insgesamt zwei Milliarden Dollar ausgezahlt werden. 

Die Modalitäten für Zins- und Rückzahlungen sind recht unterschiedlich: Nach der Annexion der Krim 2014 war Russland bereits vom Westen mit Sanktionen belegt worden. Daher gibt es bei allen seither ausgegebenen Schuldtiteln eine Klausel, denen zufolge Zahlungen in einer alternativen Währung geleistet werden können. Bei Papieren ab dem Emissionsjahr 2018 ist der Rubel als Alternativwährung festgeschrieben. 

WIRD MOSKAU ZAHLEN?

Die jüngsten westlichen Sanktionen wie das Einfrieren der Auslandguthaben der russischen Zentralbank erschweren es der Regierung in Moskau, die spärlichen Devisen an ausländische Investoren zu überweisen. 

Einem Dekret des Staatspräsidenten Wladimir Putin zufolge können russische Schuldner ausländische Gläubiger in Rubel bezahlen. Die Zentralbank und das Finanzministerium dürfen allerdings Ausnahmen machen. Letzteres betonte zuletzt, dass Russland seine Verpflichtungen in Fremdwährungen „in angemessener Zeit und vollständig“ erfüllen werde. 

Sollten ausländische Banken die Geldtransfers wegen der Sanktionen allerdings nicht ausführen, könnte Russland die Zahlungen zurückbuchen und die fälligen Beträge in Rubel auf spezielle Einlagenkonten einzahlen. 

KÖNNEN AUSLÄNDISCHE INVESTOREN AN IHR GELD KOMMEN?

Die westlichen Sanktionen erschweren es nicht nur Russland, Geld ins Ausland zu transferieren, sondern auch ausländischen Investoren, dieses Geld im Empfang zu nehmen. Die US-Behörden gewähren zwar einige Ausnahmen, unter anderem für Zinszahlungen russischer Anleihen. Diese Regelung läuft aber am 25. Mai aus. Zwischen diesem Termin und dem Jahresende werden russische Zahlungen im Volumen von fast zwei Milliarden Dollar fällig. 

WIE WAHRSCHEINLICH IST EIN ZAHLUNGSAUSFALL RUSSLANDS?

Bis zu Beginn des Ukraine-Kriegs und den Sanktionen des Westens erschien ein Zahlungsausfall Russlands undenkbar. Für Zins- und Rückzahlungen von Anleihen gilt meist eine Nachfrist von 30 Tagen. Wenn dann immer noch kein Geld geflossen ist, handelt es sich formal um einen Zahlungsausfall. 

Bei den am Mittwoch fälligen Zinsen ist eine Auszahlung in einer anderen Währung als Dollar nicht vorgesehen. Sollte sie dennoch beispielsweise in Rubel geleistet werden, muss dies Experten zufolge nach Ablauf der Nachfrist als Zahlungsausfall gewertet werden. 

WAS WÄREN DIE KONSEQUENZEN EINES ZAHLUNGSAUSFALLS?

Staaten, die ihre Verbindlichkeiten nicht bedienen können, sind von den internationalen Finanzmärkten abgeschnitten. Bei Russland ist dies wegen der Sanktionen bereits jetzt der Fall. 

Wird ein Zahlungsausfall offiziell festgestellt, werden entsprechende Versicherungen, sogenannte Credit Default Swaps (CDS), fällig. Der Bank JPMorgan zufolge müssten in diesem Fall insgesamt sechs Milliarden Dollar ausgezahlt werden. 

Russische Geschäftsbanken könnten in Schieflage geraten, weil Staatsanleihen Teil ihrer Kapitalpuffer sind. Für russische Unternehmen, die Fremdwährungsanleihen im Gesamtvolumen von fast 100 Milliarden Dollar ausgegeben haben, wird die Geldaufnahme im Ausland zusätzlich erschwert. 

Leidtragende wären außerdem russische Privatanleger, sagt Volkswirt Jewgeni Suworow von der CentroCredit Bank. „Viele russische Investoren haben diese Papiere über ihre Konten bei ausländischen Banken gekauft.“ Es sei anzunehmen, dass sie den Großteil russischer Fremdwährungsanleihen hielten.

Russlands Fremdwährungsanleihen – Volumen, Fristen, Szenarien

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Titelfoto: Symbolfoto

Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.

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