Lwiw/Kiew, 18. Mrz (Reuters) – Russland hat seine Offensive in der Ukraine wieder verstärkt. Aus mehreren Städten des Landes wurde am Freitag Raketenbeschuss gemeldet, auch nahe der westukrainischen Großstadt Lwiw. Gleichzeitig greifen nach russischen Angaben prorussische Separatisten in der umzingelten südostukrainischen Stadt Mariupol an. Sie erhielten dabei Unterstützung von russischen Truppen, meldete die Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium. Die ukrainische Regierung versucht nach eigenen Angaben erneut Fluchtkonvois aus Städten zu organisieren, die von russischen Truppen beschossen werden.
In den vergangenen Tagen hatte es Hoffnungen gegeben, dass Russland und die Ukraine bei direkten Gesprächen eine Waffenruhe aushandeln könnten. Westliche Diplomaten warnten allerdings davor, dass Russlands Präsident Wladimir Putin möglicherweise nur Zeit erkaufen wolle, um die russischen Truppen in der Ukraine umzugruppieren. Der Vormarsch der russischen Armee war seit der Invasion in das Nachbarland vor drei Wochen nach Einschätzung von Militärbeobachtern weit hinter den ursprünglichen Planungen Moskaus zurückgeblieben.
In der Nähe der westukrainischen Stadt Lwiw schlugen nach Behördenangaben mehrere Raketen auf dem Gelände eines Flughafens ein. Auch ein Werk für Flugzeugwartungen sei getroffen worden. Das Gebäude sei zerstört worden, teilte Bürgermeister Andrej Sadowi mit. Es habe keine Opfer gegeben. Der Betrieb in dem Werk sei gestoppt worden. In Kiew wurde ein Mensch durch herabstürzende Trümmer einer russischen Rakete getötet. Vier weitere Menschen seien verletzt worden, teilten die Rettungsdienste mit.
Die UN sprechen mittlerweile von 780 getöteten Zivilisten und 1252 Verwundeten. Die tatsächlichen Zahlen dürften aber sehr viel höher liegen, zudem wird von mehreren tausenden getöteten Soldaten auf russischer und ukrainischer Seite ausgegangen. Die Ukraine und westliche Länder sprechen von einem russischen Angriffskrieg im Nachbarland. Russland bezeichnet sein Vorgehen dagegen als Spezialoperation zur Zerstörung militärischer Stützpunkte und zur Demilitarisierung der Ukraine. Der russische Außenminister Sergej Lawrow sagte am Freitag, man wolle sicherstellen, dass von der Ukraine keine Gefahr mehr für Russland ausgehe. Westliche Regierungen weisen diese Darstellung als absurd zurück.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sagte am Freitag in der ARD: „Wir sollten alles, was wir tun können, tun, um Putins Macht zu reduzieren und am Ende auch zu zerstören.“ Der Grünen-Politiker sprach sich dennoch erneut gegen den sofortigen Stopp der Energieimporte aus Russland aus. „Wenn wir bei Öl und Gas … sagen können, wir haben Lieferketten gesichert, dann können wir den nächsten Schritt gehen“, sagte er mit Blick auf die Bemühungen, Gaslieferungen aus anderen Quellen zu sichern.
USA WARNEN CHINA VOR BIDEN-XI-GESPRÄCH
US-Präsident Joe Biden und Chinas Präsident Xi Jinping wollen am Freitag über den Krieg in der Ukraine sprechen. US-Außenminister Antony Blinken zufolge wollen die USA dabei deutlich machen, dass China die Verantwortung für alle Maßnahmen trage, die es zur Unterstützung der russischen Aggression ergreife. „Wir sind besorgt, dass China erwägt, Russland direkt mit militärischer Ausrüstung für den Einsatz in der Ukraine zu unterstützen“, sagte Blinken. China hat solche Pläne bisher dementiert. Washington ist auch besorgt darüber, dass China Russland dabei helfen könnte, die von den westlichen Staaten verhängten Wirtschaftssanktionen zu umgehen. Die USA ihrerseits hatten 800 Millionen Dollar neue Militärhilfe für die Ukraine beschlossen.
Japan verhängte weitere Sanktionen gegen 15 russische Einzelpersonen und neun Organisationen. Darunter soll auch der staatliche Waffenexporteur Rosoboronexport fallen. Australien weitete Sanktionen gegen das russische Finanzministerium und elf weitere Banken und Regierungsorganisationen aus. Die britische Medienaufsicht Ofcom entzog dem russischen Fernsehsender RT mit sofortiger Wirkung die Sendelizenz. Außenminister Lawrow sagte, Russland werde seine Wirtschaft an die von zahlreichen Ländern verhängten Strafmaßnahmen wegen der Invasion der Ukraine anpasse. „Wir werden die Sanktionen überleben. Sanktionen machen uns stärker.“
Russland verstärkt Beschuss in Ukraine – Rakete schlägt bei Lwiw ein
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