Frankfurt, 14. Nov – Die deutsche Chemieindustrie stemmt sich mit kräftigen Preiserhöhungen gegen die gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten. Im dritten Quartal zogen die Preise im Vergleich zum Vorjahr um fast 24 Prozent an, wie der Branchenverband VCI am Montag mitteilte. Der Umsatz stieg so binnen Jahresfrist um 14,7 Prozent, zum Vorquartal sank er allerdings auch wegen einer schwächeren Nachfrage und einer Abschwächung des Preisanstiegs im Quartalsvergleich um 1,6 Prozent.
Die Umsätze der Branche fielen damit erstmals seit zwei Jahren wieder. Denn die Lage hat sich laut VCI in den Sommermonaten noch einmal verschlechtert. Die Produktion in Deutschlands drittgrößtem Industriezweig nach der Autobranche und dem Maschinenbau wurde deutlich gedrosselt und sank binnen Jahresfrist um gut zehn Prozent.
„Der Chemiebranche stehen weitere dunkle Monate bevor“, sagte VCI-Präsident Markus Steilemann, der auch Vorstandschef beim Kunststoffkonzern Covestro ist. „Viele Unternehmen
befinden sich mit ihrer Produktion in Deutschland bereits heute in einer äußerst dramatischen Lage, vor allem wegen der massiv gestiegenen Energiekosten.“ Vor allem der Mittelstand habe erhebliche Probleme beim Abschluss von Anschluss- oder Neuverträgen für auslaufende Strom- und Gasverträge. Der VCI forderte deshalb „breit wirkende Energiepreisbremsen, damit
die Lage sich nicht noch weiter zuspitzt“.
Für das laufende Jahr bekräftigte der Verband unterdessen seine Prognose. Für 2022 rechnet er weiter mit einem Rückgang der Produktion von insgesamt 5,5 Prozent. Die Chemieproduktion ohne Pharma dürfte um 8,5 Prozent sinken. Dank der höheren Preise für Chemieprodukte werde der Branchenumsatz immer noch mit einem Plus von 16 Prozent wachsen. In den kommenden Monaten rechnet der VCI allerdings angesichts der Inflation und einer sinkenden Industrieproduktion mit einer geringeren Nachfrage nach Chemikalien. Für die Unternehmen werde es dann noch schwerer, die hohen Energie- und Rohstoffkosten an ihre Kunden abzuwälzen.
Preiserhöhungen stützen Chemiebranche – „Dunkle Monate stehen bevor“
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von Gerd Altmann auf Pixabay
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