Samstag, April 20, 2024
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Finanzbildung gehört ins Wohnzimmer

Wo die Schulen in Sachen Finanzbildung versagen, setzen Finanzkanäle in den Sozialen Medien an. So zumindest der Plan. Dass dies nicht nur Vorteile für Verbraucher mit sich bringt dürfte, nach einigen Negativbeispielen in der Vergangenheit, den meisten klar sein. 

Die BAFIN hat jüngst in einer Meldung mit dem Titel „Anlagetipps in sozialen Medien: Vorsicht ist oberstes Gebot“ zur Vorsicht aufgerufen. Das unterstreicht auch Ricardo Tunnissen. Er selbst betreibt einen Finanzblog und ist auf Social Media aktiv. Bei Instagram folgen ihm rund 34.000, bei Tiktok rund 75.000 Menschen.

Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, kann ich mich nicht daran erinnern, auch nur eine Unterrichtsstunde über Themen wie Altersvorsorge, den richtigen Umgang mit Geld oder auch Mietverträge gesprochen zu haben. Als ich mit 18 Jahren mein Abitur gemacht und eine Ausbildung begonnen habe, waren all diese Themen für mich Neuland.  

Ziemlich besorgniserregend, wenn man bedenkt, dass von den heutigen Schülerinnen und Schülern bei Schulabschluss erwartet wird, ein eigenständiges Leben zu führen, es aber an der grundlegenden Wissensvermittlung in diesen fundamental wichtigen Bereichen mangelt.

„Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen“

Mit diesem Twitter Beitrag ist die damals 17-jährige Naina aus Köln im Jahr 2015 über Nacht viral gegangen. Die Kritik am derzeitigen Schulsystem stieß auf viel Zustimmung und ist auch heute noch aktuell.

Auch wenn einzelne Bundesländer das Schulfach „Wirtschaft“ in den letzten Jahren verpflichtend auf dem Stundenplan eingeführt haben, gibt es nach wie vor keinen national einheitlichen Lehrplan diesbezüglich. Wer finanzielle Bildung in der Schule in Deutschland genießen darf, ist auch im Jahr 2022 noch abhängig vom Wohnortes.

Das Interesse an Finanzen bei jungen Menschen ist groß

Auf den sozialen Medien wird nicht nur Kritik am aktuellen Schulsystem geübt. Auch viele Finanzkanäle sind in den letzten Jahren auf der Bildfläche erschienen und versuchen die Lücke an Wissen in diesem Bereich zu schließen.

Auch ich habe mich im Jahr 2020 dazu entschieden, im Internet öffentlich über Finanzen zu sprechen. Schnell durfte ich feststellen, dass das Interesse – speziell bei der jüngeren Generation – groß ist. 

Viele Menschen suchen auf Social Media nach Unterhaltung und Inspiration. Es scheint daher schwierig, mit vermeintlich trockenen Themen eine große Masse an Menschen zu erreichen. Doch dies ist ein Trugschluss. Auch Finanzen können unterhalten oder inspirieren. Es kommt, wie so oft im Leben, auf die richtige Verpackung an.

Finanzbildung gehört ins Wohnzimmer

Längst ist die Zeit vorbei, in denen auf Instagram und TikTok nur lustige Tanzvideos zu sehen waren. Mittlerweile haben auch vermeintlich schwere Themen wie Steuern, Recht, Versicherungen und Finanzen Einzug gefunden. 

Die Zahlen sprechen für sich. Die besten Videos zu diesen Themen werden millionenfach geklickt und stoßen auf riesiges Interesse. Selbst wenn manche Themen aufgrund ihres Umfangs nur grob angerissen werden, kann dies bei der jeweiligen Zielgruppe bereits das nötige Interesse wecken, sich tiefer mit der Thematik zu befassen. Und das ist bereits ein großer Gewinn, der nicht unterschätzt werden darf. Vor dem Hintergrund steigender Inflationszahlen und einer mehr als unsicheren Rentenpolitik ist eine solide Grundlage an finanziellem Wissen heute wichtiger denn je.

Die BAFIN spricht Empfehlungen zu Finanzbildung im Wohnzimmer aus

Blind vertrauen sollte man den jeweiligen Finanzkanälen nicht. Auch hier sind fachliche Qualifikationen und der individuelle Antrieb wichtig, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Auch dieie BAFIN hat sich hierzu geäußert und die folgenden fünf Empfehlungen im Umgang mit sozialen Netzwerken bei der Geldanlage kommuniziert:

  1. Unbedingt prüfen, mit wem man es zu tun hat.
  2. Nicht von hohen Like- oder Follower-Zahlen blenden lassen.
  3. Angepriesene Investments kritisch hinterfragen.
  4. Nicht unter Zeitdruck setzen lassen und gesunde Skepsis bewahren.
  5. Finanzielle Motive des Kanal-Betreibers hinterfragen.

Autor:

Ricardo Tunnissen ist ehemaliger Banker und heute hauptberuflich als Finanz-Content Creator tätig. Der diplomierte Bankbetriebswirt BankColleg und zertifizierte VR-Gewerbekundenberater RWGA teilt sein Wissen auf seinem Finanzblog und bei Social Media.

Instagram
TikTok

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder

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