Derzeit sind viele Betriebe von Personalmangel betroffen
Wenn dieser weiterhin bestehen bleibt und wichtige Berufe nicht mehr vernünftig ausgeführt werden können, kann das zukünftig schwerwiegende Folgen für die ganze Gesellschaft haben. Womit können Unternehmen neue Mitarbeiter gewinnen? Warum fehlt es überhaupt an Fachkräften? Und welche Maßnahmen sollte die Politik ergreifen?
Was können Unternehmen tun?
Der Fachkräftemangel in Deutschland ist real. Auch in der Logistikbranche fehlt es oft an qualifizierten Fachkräften. Fehlender Nachwuchs sowie steigende Personal- und Betriebskosten sind zwei Gründe, warum sich die Lage von Jahr zu Jahr zuspitzt. Unternehmen, die auch in Zeiten des Arbeitnehmermarkts qualifizierte Mitarbeiter für sich gewinnen möchten, müssen vor allem zwei Herausforderungen lösen.
Zunächst einmal Sichtbarkeit. Um Mitarbeiter gewinnen zu können, sollten Unternehmen für geeignete Kandidaten sichtbar sein. Viele Unternehmen glauben, dass sie bereits bekannt sind, doch in der Realität kennen meist nur eigene Angestellten die Vorteile des Betriebs und die offenen Stellen. Die Zahl der monatlichen Bewerbungen und die Bewerber-Qualität sind messbare Indikatoren, wie bekannt das Unternehmen wirklich ist.
Das Problem besteht darin, dass es häufig an relevanten Informationen auf der Webseite und den Social Media Kanälen fehlt sowie an gezielter und präziser Werbung. Werbeanzeigen werden oft nicht dort geschaltet, wo man junge Menschen am besten erreichen kann: online, insbesondere auf Social Media. Sucht man heutzutage gut qualifizierte Mitarbeiter, bieten sich Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram, Youtube und Tiktok an.
Bewerber möchten noch vor der Bewerbung sehen, was der potenzielle Arbeitgeber zu bieten hat. Am besten eignen sich Bilder und Videos, um zu zeigen, wie es im Unternehmen aussieht. Z.B. kann die Qualität des Arbeitsmaterials dargestellt, das Arbeitsumfeld präsentiert oder allgemeine Arbeitsbedingungen vorgestellt werden. Am besten funktioniert das Prinzip showing not telling.
Durch den Fachkräftemangel ist der Arbeitsmarkt aktuell ein Arbeitnehmermarkt. Aufgrund des großen Angebots können sich Fachkräfte frei für einen Arbeitnehmer entscheiden. Und hierbei ergibt sich die zweite Herausforderung: Attraktivität. Sichtbarkeit allein reicht nicht aus. Man benötigt auch Besonderheiten, die die Arbeit im Unternehmen attraktiv machen. Wenn man die eigenen Vorteile verdeutlicht, kann man sich von der Konkurrenz abheben und Mitarbeiter für sich gewinnen. Attraktivität kann dabei ganz unterschiedlich ausfallen und muss nicht einmal große Kosten beanspruchen.
Ein gutes Gehalt ist natürlich oft überzeugend, doch auch nicht zwingend notwendig. Schaut man auf bundesweite Statistiken, sind neben dem Gehalt auch eine pünktliche Zahlung, die Arbeitsausrüstung sowie Arbeitsklima und Führungsstil mögliche Kündigungsmotive. Man kann also beispielsweise eine gute Arbeitsausrüstung präsentieren, wie einen modernen Fuhrpark. Es ist auch möglich, langjährige Mitarbeiter zu fragen, was sie an dem Unternehmen schätzen. Diese Eindrücke in Kombination mit einem Bild, das zufriedene Mitarbeiter zeigt, kann online gepostet werden.
Die Politik muss sich positionieren
Nicht nur die Unternehmen selbst sind hier gefragt, auch die Politik. Das Problem Fachkräftemangel muss in der Öffentlichkeit viel deutlicher gemacht werden. Findet beispielsweise die Logistikbranche in Zukunft nicht ausreichend Personal, kann das schwerwiegende Folgen für die gesamte Gesellschaft haben. Bereits anhand der Lieferengpässe während Corona oder des Russland-Ukraine-Kriegs konnte man diese hautnah miterleben.
In einigen Drogerie- und Supermärkten findet man weiterhin teilweise leere Regale. Wenn die Logistik nicht schnell Fachkräfte gewinnt, wird sich dieser Umstand in Zukunft nicht verbessern, sondern vielmehr verschlechtern. Das Tagesgeschäft kann nicht wie gewohnt weitergeführt werden und es kommt zu vollständigen Lieferkettenabbrüchen. Und das ist nur ein Beispiel von vielen.
Die Politik könnte jetzt mit Entlastungen für Unternehmen die richtigen Signale setzen und dem Fachkräftemangel in der Logistikbranche proaktiv entgegenwirken. Beispielsweise wären Zuschüsse bei der Ausbildung von Berufs- oder Quereinsteigern für den eine ideale Möglichkeit. So kann dem rapide werdenden Mangel bei LKW-Fahrern entgegengewirkt werden.
Fazit
Der Personalmangel wird immer größer. In Zukunft muss man mit großen Lücken in vielen Branchen rechnen. Doch das hätte drastische Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Wir können uns vor allem in der aktuellen Situation keine weitere Krise leisten. Deswegen müssen Unternehmen und Politik alles dafür tun, um Aufmerksamkeit zu erregen. Die Aufgabe der Politik besteht darin, über das Problem aufzuklären, die Vorteile der Berufe zu verdeutlichen und Anreize für Arbeitnehmer zu schaffen. An den Unternehmen liegt es dann, sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Erst dann können qualifizierte Fachkräfte gewonnen werden.
Autor:
Marius Kurz ist CEO der Kurz und Klein GmbH. Die Firma unterstützt Hersteller, Speditionen und Logistikunternehmen bei der Mitarbeitergewinnung.https://www.kurzundklein.de/
Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder