Berlin, 14. Dez – Paketboten profitierten kaum vom Boom des Online- und Versandhandels der vergangenen Jahre und mussten sich mit eher bescheidenen Lohnerhöhungen begnügen. Vollzeitbeschäftigte bei Post-, Kurier- und Expressdiensten verdienten 2021 mit durchschnittlich 3022 Euro brutto im Monat (nicht preisbereinigt) zwar 6,0 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. In der Wirtschaft insgesamt kletterten die Verdienste nicht preisbereinigt allerdings um 23,8 Prozent und damit etwa viermal stärker. Die Verbraucherpreise stiegen um 14,6 Prozent.
Für die Deutsche Post könnte 2023 mit einem Tarifkonflikt beginnen. Denn die Gewerkschaft Verdi fordert für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten des Konzerns 15 Prozent mehr Lohn – was die Post als „realitätsfern“ zurückweist.
Der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst bei Post-, Kurier- und Expressdiensten lag im vorigen Jahr gut 1000 Euro unter dem Schnitt in der Wirtschaft insgesamt (4100 Euro). Die Branchenverdienste fielen in allen Leistungsgruppen geringer aus als diejenigen Durchschnittsverdienste von Vollzeitbeschäftigten in der Gesamtwirtschaft. Ein Grund für den vergleichsweise geringen Verdienst in der Branche insgesamt ist dem Amt zufolge auch der relativ geringe Anteil von Vollzeitbeschäftigten in den oberen beiden Leistungsgruppen und der hohe Anteil in den mittleren und unteren Leistungsgruppen.
Weniger Lohn, mehr Befristung, viel Nachtarbeit. Die Arbeitsbedingungen in der Post- und Paketbranche unterscheiden sich deutlich vom Rest. Rund 60 Prozent dieser Erwerbstätigen mussten 2021 auch an Wochenenden arbeiten und damit rund doppelt so viele wie in der gesamten Wirtschaft. Jeder siebte Paketbote und jede siebte Postzustellerin arbeitete zudem 2021 zwischen 23 Uhr und 6 Uhr. Zum Vergleich: Über alle Branchen hinweg leistete nur jeder elfte Erwerbstätige Nachtarbeit.
Häufiger als anderswo kommen auch sogenannte atypische Beschäftigungsverhältnisse vor. Demnach war 2021 fast ein Drittel (31 Prozent) der Kernerwerbstätigen bei Post-, Kurier- und Expressdiensten entweder befristet, in Teilzeit mit weniger als 21 Wochenstunden, geringfügig beschäftigt oder in Zeitarbeit. Allgemein sind es nur gut 19 Prozent. In der Post- und Paketbranche arbeiteten mit fast 27 Prozent anteilig auch deutlich mehr Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit als in der gesamten Wirtschaft mit 13 Prozent.
Der Boom bei den Paketdienstleistungen spiegelt sich auch in der Zahl der Erwerbstätigen wider, die von 2010 bis 2020 um 19,4 Prozent auf rund 530.000 Personen stieg. In der gesamten Wirtschaft gab es nur ein Plus von 9,4 Prozent. Im ersten Corona-Jahr 2020 setzte die Branche fast 54,4 Milliarden Euro um und verdoppelte damit den nominalen Umsatz gegenüber 2010.
Paketboten profitieren kaum vom Boom – weniger Lohn, mehr Nachtarbeit
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von Alexander Gresbek auf Pixabay
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