Berlin, 07. Dez – Trotz Materialknappheit, Energiekrise und hoher Inflation haben die deutschen Unternehmen ihre Produktion im Oktober nahezu stabil gehalten. Industrie, Bau und Energieversorger stellten zusammen 0,1 Prozent weniger her als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem stärkeren Rückgang von 0,6 Prozent gerechnet, nachdem die Produktion im September noch um 1,1 Prozent gestiegen war. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:
„Das minimale Minus im Oktober und die Aufwärtsrevision der September-Produktion zeigen weiter, dass die Industrieproduktion bisher recht stabil ist. Das ist insofern bemerkenswert, als die energieintensiven Branchen ihre Produktion im Oktober weiter deutlich zurückgefahren haben. Aber trotz der guten Nachrichten sollte man auf dem Teppich bleiben. Weltweit mussten die Notenbanken wegen der hohen Inflation ihre Leitzinsen massiv erhöhen. Früher oder später wird das die Nachfrage nach zinssensitiven Investitionen belasten. In den kommenden Monaten dürfte die Industrieproduktion tendenziell sinken, auch wenn ein wirtschaftlicher Einbruch wegen des Ausbleibens einer Gasrationierung unwahrscheinlich geworden ist.“
JENS-OLIVER NIKLASCH, LBBW:
„Das sind jetzt zwar keine berauschenden Zahlen. Aber wichtiger ist: Der regelrechte Absturz vieler Frühindikatoren wird von der Realwirtschaft nicht nachvollzogen. Einstweilen gilt daher, dass die Lage besser ist als die Stimmung. Dennoch bleibt das Risiko einer Rezession aus den bekannten Gründen hoch.“
THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
„Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass die befürchtete Delle in der Industrie kleiner ausfallen wird. Auch wenn ein Minus zu vermelden ist, die Industrieproduktion fällt gar nicht mal so schlecht aus. Die Lieferketten funktionieren wieder besser, so dass die Investitionsgüterhersteller ihre Produktion um ausweiten konnten.
Im November dürften die Produktionsdaten mit einem positiven Vorzeichen aufwarten. Gerade weil die Lieferkettenproblematik an Brisanz verliert und gleichzeitig eine Gasrationierung mittlerweile mit einer geringen Wahrscheinlichkeit versehen ist, rechnen wir mit einer weniger starken und auch kürzeren Rezession als noch vor einigen Wochen. Die Rezession wird vor allem auf einem schwachen privaten Konsum beruhen, während die Industrie möglicherweise moderat positive Akzente setzen kann.“
Ökonomen zur Produktion der deutschen Unternehmen
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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