Berlin, 06. Sep – Die deutsche Industrie hat im Juli den sechsten Monat in Folge weniger Aufträge erhalten. Die Bestellungen fielen wegen der schwächelnden Inlandsnachfrage um 1,1 Prozent niedriger aus als im Juni, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem halb so kräftigen Rückgang von 0,5 Prozent gerechnet. In ersten Reaktionen hieß es dazu:
CARSTEN BRZESKI, ING-CHEFVOLKSWIRT:
„Zu Beginn des Jahres waren die Auftragsbücher der deutschen Industrie gut gefüllt und boten eine gute Absicherung gegen die Rezession. Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges hat diese Versicherung jedoch von Monat zu Monat abgenommen. Die monatlichen Auftragseingänge in der Industrie sind seit Februar rückläufig, und die jüngste Veröffentlichung bildet da leider keine Ausnahme.
Schrumpfende Auftragsbücher verstärken die aktuellen Rezessionsängste. Angesichts steigender Energiepreise und schwindender Auftragseingänge sind die Aussichten für die deutsche Industrie alles andere als rosig.“
JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:
„Das ist der sechste Monat in Folge mit fallenden Auftragseingängen. Dass das Minus ausschließlich aus dem Inland kommt, passt ins Bild. Schließlich droht vor allem in Deutschland eine Energiekrise. Die deutsche Wirtschaft steht vor schwierigen Monaten. Ich rechne ab Herbst weiter mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts, also mit einer Rezession.“
THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
„Die kommenden Monate werden harzig. Der sechste Auftragsrückgang in Folge spricht Bände. Der Stopp russischer Gaslieferungen macht eine Energierationierung wahrscheinlich. Selbst Unternehmen die bislang noch guter Dinge waren, bekommen in solch einem Umfeld dann doch noch kalte Füße. Investitionen werden zurückgestellt, was den Auftragseingang belastet. Zwar blicken die Unternehmen noch immer auf einen hohen Auftragsbestand, doch das Risiko von Stornierungen wächst.“
Ökonomen zum sechsten Auftragsminus der Industrie
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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