Berlin, 22. Feb (Reuters) – Der russische Präsident Wladimir Putin hat ungeachtet der Warnungen des Westens die Entsendung von Soldaten in die Ost-Ukraine angeordnet. Nachfolgend Ökonomen zu der Frage, welche Folgen der eskalierende Konflikt für die deutsche Wirtschaft haben könnte, die nach der befürchteten Omikron-Rezession mit einem Frühjahrsaufschwung gerechnet hat:
JÖRG KRÄMER, COMMERZBANK-CHEFVOLKSWIRT:
„Das Problem sind nicht die deutschen Exporte nach Russland, die machen nur zwei Prozent aller deutschen Ausfuhren aus. Stattdessen kommt es darauf an, ob Russland bei einer weiteren Eskalation der Krise den Gashahn zudreht oder nicht. Würde es dies tun, besteht das Risiko einer Energiekrise, die den wirtschaftlichen Aufschwung zumindest zeitweise unterbrechen würde. Das ist ein echtes Konjunkturrisiko. Das würde vor allem das verarbeitende Gewerbe treffen. Der Dienstleistungssektor wäre weniger belastet, zumal er von der Aufhebung der Corona-Beschränkungen profitieren wird.“
CARSTEN BRZESKI, ING-CHEFVOLKSWIRT:
„Aktuell schlägt sich die Russland-Ukraine-Krise vor allem über den Vertrauenskanal und die Energiepreise auf die deutsche Konjunktur nieder. Der bilaterale Handel mit Russland ist natürlich nicht groß genug, um ein allgemeines Anziehen der Industrie wegen verbesserter Lieferketten aufzuhalten. Eine weitere Eskalation der Situation bringt allerdings neue Unsicherheit, die Gift ist für die Konjunktur. Und dann haben wir ja noch gar keine Sanktionen. Die Gefahr, dass die Frühjahrserholung stocken wird, nimmt stündlich zu.“
HOLGER SCHMIEDING, CHEFVOLKSWIRT BERENBERG BANK:
„Ein russischer Angriff auf die Ukraine würde die Erholung um ein bis zwei Monate verschieben. Aber der kräftige Anstieg beispielsweise des Einkaufsmanagerindexes gestern zeigt, wie stark die Auftriebskräfte sind. Es dürfte einen gewissen weiteren Anstieg der Energiepreise geben, aber Europa ist nicht mehr so anfällig, da die Wintersaison weitgehend vorbei ist.“
Ökonomen zu Folgen der Ukraine-Krise für deutsche Konjunktur
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