Donnerstag, Dezember 26, 2024
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Zeitaufwändige Buchführung gehört der Vergangenheit an

Im Gespräch mit Dominique Rey, Co-Gründer und CEO bei Numarics

Stell Dich doch bitte kurz unseren Lesern vor!

Ich bin eidgenössisch diplomierter Wirtschaftsprüfer und habe vor der Mitbegründung von numarics das Topmanagement in Bezug auf Geschäftsberichte und betriebliche Finanzangelegenheiten beraten und Audits durchgeführt. Ich bin Dozent für Rechnungslegung und Konsolidierung an der Hochschule Luzern und Mitherausgeber eines Buches “Bankbilanz – Lesen und Verstehen”. Ein weiteres sehr zentrales Interessengebiet von mir sind Blockchain und Krypto-Vermögenswerte. Dabei interessiert mich sowohl die technische Seite – also welche Probleme sie lösen – wie auch die finanzielle Seite – wie kann ich diese bewerten, verbuchen und welche Teile unseres Lebens vereinfachen sie.

Warum hast Du Dich entschieden Numarics zu gründen?

Ein Projekt zum Aufbau einer digitalen Plattform für KMUs anzustossen entstand aus einem Gespräch mit meinen Co-Foundern. Die Grundidee entstand nach kurzer Analyse des Marktpotenzials sowie des hohen Automatisierungsgrads, der hier erzielt werden kann. Ich habe mich entschieden, etwas zu bewegen. Ich wollte die Möglichkeiten der Automatisierung nicht nur für mich nutzen, sondern mit numarics etwas schaffen, das Hunderten, ja Tausenden KMUs das Leben erleichtert und eine Win-Win-Situation hervorruft. 

Welche Vision steckt hinter Numarics?

Numarics ist eine 100% digitale Business Prozess Lösung, mit welcher Schweizer UnternehmerInnen ihre Buchführung unabhängig und mobile-first erledigen lassen können. Wir schaffen damit einen Service, der bürokratische Stolpersteine und zeitraubende Tätigkeiten beseitigt – und die erfolgreiche Führung eines Unternehmens so einfach wie möglich macht. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz automatisieren wir zeitraubende Arbeitsschritte zu einem hohen Grad und erhöhen dabei gleichzeitig die Qualität der Daten. In Ergänzung dazu bieten wir umfassende Beratung in den Bereichen Unternehmensgründung, Steuern, rechtliche Angelegenheiten. So haben wir den besten Mix zwischen “Mensch und Maschine”.


Von der Idee bis zum Start, was waren bis jetzt die größten Herausforderungen undwie hast Du Dich finanziert?

Eine unserer grössten Herausforderungen war, in einer sehr kurzen Zeit von 12 Monaten ein derart umfangreiches Produkt als Mobile & Web App von Grund auf zu programmieren und das mit hoch motivierten Leuten zu möglichst moderaten Kosten. Es beinhaltet unsere 6 Kerndienstleistungen (Dashboard, Dokumentenverwaltung, Buchhaltung, Offerten und Rechnungsstellung mit CRM und Artikelliste sowie Onboarding) inklusive einem vollständigen, doppelten Buchhaltungssystem. Die grössten Herausforderungen sind bei Startups ähnlich gelagert. Es sind im Grunde drei Dinge die es braucht, als Startup erfolgreich zu sein und das sind auch die möglichen Problemfelder:

Markt: Das Produkt die Idee muss ein Problem lösen, das effektiv nachgefragt wird

Team: Du musst dich vollständig auf deine Teammitglieder verlassen können und jeder muss seinen Beitrag leisten, gemeinsam und miteinander. Du brauchst ein Team von absolut motivierten Personen, welche die richtige Ausbildung, den nötigen Biss und die Fähigkeit haben, immer wieder aufzustehen, falls es mal einen Rückschlag gibt. Ehrlichkeit und Transparenz sind entscheidend. 

Finanzierung: Das Funding muss sichergestellt sein und ist zentral. Ein Startup muss sich früh darüber Gedanken machen, wie es sich finanziert

Im Fall von Numarics waren Markt und Team gegeben. Zum Team gehört nebst dem Fachwissen auch Durchhaltewillen und die absolute Bereitschaft, dich voll in dein Startup einzubringen mit Wissen, Zeit und Geld. 

Numarics ist bisher vollständig privat finanziert durch bareinlage in Aktienkapital. Wir haben nebst der Gründung bereits zwei erfolgreiche Seed-Rounds hinter uns und sind aktuell in der dritten Finanzierungsrunde.

Wer ist Deine Zielgruppe?


Unsere Zielgruppe sind KMU, insbesondere EinzelunternehmerInnen, Startups und sogennante Mikro-Unternehmen mit bis zu 9 Mitarbeitern. Gestartet haben wir in der Schweiz: Der Markt ist riesig mit rund 500’000 potentiellen KMUs und ca CHF 1.5 Mia. die jährlich für Buchführung ausgegeben werden. Sobald wir genügend Wachstum erzielt haben werden wir in die DACH-Region und den Rest Europas expandieren.

Wie funktioniert Numarics? Wo liegen die Vorteile?

Zeitaufwändige Buchführung gehört der Vergangenheit an. Mit dem Ecosystem von Numarics wird die Buchhaltung zu einer der einfachsten Dinge der Welt und die Führung von KMU-Unternehmen einfacher denn je.
Basierend auf intelligenten Algorithmen automatisieren wir Business Prozesse von KMUs, indem wir alle Dienstleistungen eines ERP-Systems aus einer Hand anbieten. Alle Buchungsprozesse werden von unseren Experten qualitätsgesichert. Von der Buchhaltung bis zur Lohnabrechnung und Steuererklärungen.

Unsere Kunden können Dokumente über die App scannen oder per Drag-and-Drop auf ihrem Computer und sie in unsere Cloud hochladen. Unsere Algorithmen erkennen und erfassen automatisch die Belege. Wir verbuchen alle Daten in der Bilanz und der Erfolgsrechnung, melden die Mehrwertsteuern und berechnen Cashflows – qualitätsgesichert durch unsere Experten.

Wir sind die All-in-One-Lösung für die Verwaltung von KMU, denn wir kombinieren maschinelle (KI/ML) und Menschen (Finanzbuchhaltungs- und Betriebswirtschaftsexperten) perfekt. Wir bieten unseren Kunden eine preisgekrönte Mobile App (Apple oder Android) sowie einen Web App Login an, mit denen sie ihre Dokumente scannen und auf die Finanzdaten ihrer KMU zugreifen können: Bilanz, Erfolgsrechnung, Dokumente, Kennzahlen, Debitorenrechnungen, Offerten, etc.

Zudem wird Numarics nebst der vollständigen Automatisierung von Geschäftsprozessen führend sein in der Handhabung und Verbuchung von Krypto-Vermögenswerten. Wir haben bereits jetzt die Bewertung und Darstellung in unserem System gelöst und sind überzeugt, dass wir damit für die Zahlungssysteme der Zukunft gerüstet sind.

Wie ist das Feedback?

Das Feedback ist fantastisch. Wir haben soeben die höchste Auszeichnung für eine Mobile App in der Schweiz erhalten und haben uns gegen grosse Namen durchgesetzt. Wir haben Anfang November den Best of Swiss Enterprise Apps Award in der Schweiz gewonnen.

Wir sind nun in wenigen Monaten auf über 130 Kunden angewachsen worüber wir uns sehr freuen.

Wo seht ihr Euch in 5 Jahren?

Wir demokratisieren die Chancen für KMUs, erfolgreicher zu sein, basierend auf ihren eigenen Fähigkeiten und nicht aufgrund administrativer Fehler bei der Bewältigung betriebswirtschaftlicher Aufgaben. Wir werden in einer Welt leben, in der Back-Office-Aufgaben nicht als lästiges Übel angesehen werden, sondern als Werkzeug, um den Geschäftserfolg zu optimieren. Numarics wird der Motor der globalen neuen Gig-Economy, ermöglicht durch reibungslose und automatisierte Geschäftsabläufe.

Die Notwendigkeit, grosse Unternehmen aufzubauen, wird überflüssig, weil die Kunden in der Lage sein werden Numarics als Marktplatz zu nutzen, um Talente auf der ganzen Welt anzuwerben – ohne bürokratische Hürden. Numarics bietet modernstes Dokumentenmanagement, Buchführung, Rechnungsstellung, Finanzkennzahlen, Benchmarking, Lohnabrechnung, Bankverbindung und auch erstklassige Automatisierungsberatung für ihre Kunden.

Wie verändert sich die Finanzbranche in den kommenden 12 Monaten?


Banken werden in Zukunft das machen, worin sie richtig gut sind und was auch zentralisiert angeboten werden soll: Vermögensanlage und Hypothekarkredite. Es gibt zwar schon automatisierte Lösungen aber insbesondere Hypotheken sind ein sehr lokales Geschäft, das Banken mit ihrer Fachkompetenz gut und effizient abwickeln. Zudem ist insbesondere in der Schweiz mit den beiden Pfandbriefbanken ein System geschaffen worden, das in Bezug auf Sicherheit mit dem 3-stufigen Absicherungsprinzip dezentral nicht besser gelöst werden könnte.

Was den Zahlungsverkehr und die Aufbewahrung von Vermögenswerten anbelangt, so wird es enorme Veränderungen geben: Wenn man sich die Blockchain-Technologie und die Krypto-Assets genauer ansieht, wird man sehen, dass diese Themen in der Finanzwelt in Zukunft grösstenteils dezentral abgewickelt werden. Es wird nicht mehr notwendig sein, eine Bank für einen Geldtransfer zu bemühen. Das kann ich direkt über die Blockchain tätigen – so kommen Verfügungsgewalt und auch Verantwortung zurück in die Hände der Eigentümer.

Die Transaktionen werden schneller, sicherer und günstiger übermittelt in jede Ecke der Welt und ich sende echtes Geld, effektiven Wert und nicht wie heute via Korrespondenzbanken eine sozusagen verschlüsselte Nachricht, welche Bank wem wieviel schuldet. Ich komme aus der alten Finanzwelt und bin in zentralen Systemen gross geworden, wo man über Geschäftsbanken Zahlungen abwickelt und dahinter Zentralbanken stehen. Gegen dieses System ist grundsätzlich nichts einzuwenden, da es für alle Beteiligten einfach zu nutzen ist. Dezentral ist nicht immer die Antwort auf alles – gewisse Dinge machen zentral absolut Sinn, wie z.B. dass eine Staatsinstitution Ausweisdokumente herausgibt.

Das zentralistische System hat jedoch Schwachstellen. Wir glauben heute zum Beispiel immer noch daran, dass Menschen Preise und Inflation besser steuern können als ein Computer-Code. Dieser Glaube ist ein Irrtum – Maschinen können das besser, sofern der Code sicher ist und nicht durch Menschen verändert werden kann. Bitcoin ist eines der besten Beispiele, diesen Paradigmenwechsel aufzuzeigen. Obschon sich Bitcoin als Zahlungsmittel nicht wirklich eignet (das System ist zu langsam und verbraucht zuviel Strom für kleine Geldbeträge, da es als sehr sicher ausgelegt ist), wird der BTC ab einem gewissen Volumen derart stabil, dass er eines der besten Wertaufbewahrungsmittel der Menschheit wird.

Sicherer und seltener als Gold und besser aufbewahrt als bei jeder Bank. Das müssen wir neu denken. Kritiker können aktuell nur auf die Preisschwankungen oder den Stromverbrauch verweisen. Sobald die Mass-Adoption einsetzt in den nächsten Jahren werden diese Themen verstummen. Zahlungsverkehr kann jetzt schon viel einfacher und günstiger abgewickelt werden mit Krypto-Vermögenswerten. Beispiele sind Solana, Tron aber auch Cardano und Ripple. Der Trend geht ganz klar dort hin. Es wird noch einige Auf- und Abbewegungen und auch die Ausarbeitung von Regelwerken zur Handhabung der Geldwäscherei und Besteuerung benötigen aber die Krypto-Vermögenswerte werden nicht mehr aufzuhalten sein. 


Ich gehe davon aus, dass über 90% der aktuell über 10’000 Crypto-Vermögenswerte verschwinden, da sie keine Probleme lösen (z.B. Meme-Token wie Shiba-Inu, DOGE oder andere). Andere werden aber stark aufkommen. Aufwind kommt aus den Bereichen Logistik (Vechain), sichere schnelle Interbankenzahlungen (Ripple), Massenzahlungsabwicklung von Kleinstbeträgen (Solana), Verbindung von Crypto-Welt und realer Welt mittels Visa-Karte (Crypto.com), der Gaming-Industrie mit Non-Fungible-Tokens und Play-to-Earn Modellen (NEAR, Decentraland, Gamezone, Alice), Finanzprodukten wie Smart Contracts (ETH, Cardano) um nur einige zu nennen. Ich bin gespannt zu sehen, was passiert, wenn sie noch stärkere Use-Cases produzieren. Vorsicht geboten ist bei den sogenannten Stable-Coins, also Token, welche angeblich 1:1 mit einer anderen Währung hinterlegt sind. Diese Hinterlegung ist oft nicht sichergestellt.

Deine 3 Buchempfehlungen?


Die 7 Wege zur Effektivität von Stephen R. Covey
Zero To One von Paypal Gründer Peter Thiel – Notes on Startups or how to build the Future.
10 x DNA – Das Mindset der Zukunft von Frank Thelen

Wir bedanken uns bei Dominique Rey für das Interview.

Aussagen des Autors und des Interviewpartners geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion und des Verlags wieder.

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