Donnerstag, April 25, 2024
StartWissenAnwendungen für Blockchain-Technologie am Beispiel der Immobilienwirtschaft.

Anwendungen für Blockchain-Technologie am Beispiel der Immobilienwirtschaft.

Ein Beitrag von Fibree Co-Founder Achim Jedelsky

Einleitung

Seitdem Blockchain Technologie einem breiteren Publikum bekannt geworden ist, wird sie gerne und oft mit Bitcoin – der führenden Kryptowährung – gleichgesetzt. Das ist leicht verständlich, da das Konzept der Blockchain für die Umsetzung von Bitcoin entwickelt wurde (Nakamoto, 2008). Seitdem ist allerdings über ein Jahrzehnt vergangen und mittlerweile ist Bitcoin, bzw. Kryptowährungen im Allgemeinen, nur eine von vielen Verwendungen für Blockchain. Sicherlich, ist die Kryptowährung nach wie vor die bekannteste Anwendung, aber vor allem auch diejenige, die den größten finanziellen Gewinn verspricht.

Hierdurch wird oft außer Acht gelassen, welche anderen Potentiale in dieser Technologie stecken. Das liegt auch daran, dass andere Blockchain Produkte oft nicht sofort durchschaubar, oder auch häufig nur ein Teil einer Lösung sind, also eine infrastrukturelle Komponente. Darüber hinaus stellt sich bei der Anwendung von Blockchain die gleiche Herausforderung, die sich bei allen Innovationen stellt – man sollte nicht mit der Lösung anfangen, sondern zunächst ein Problem haben, das es zu beheben gilt. Glücklicherweise gibt es jede Menge Probleme im Rahmen der Digitalisierung, und das besonders in der Immobilienwirtschaft.

Ausgangslage

Betrachtet man die Immobilienwirtschaft gibt es ganz offensichtlich zwei wesentliche Komponenten, die sie von den meisten anderen Industrien unterscheidet: der lange Lebenszyklus der Objekte und die hohen Werte, die in ihr gebunden sind. Diese Punkte sind sicherlich auch Grund für die, in der Regel, hohe Stabilität und Attraktivität der Branche. Für Innovationen stellt dieser Rahmen aber hohe Herausforderungen. So sind bis heute viele Prozessabläufe analog oder zumindest von analogen Vorgängen geprägt. Unterlagen, wie zum Beispiel Baupläne, liegen oft nur in Papierform vor und sind meist veraltet. Aber auch andere Unterlagen haben oft eine kurze Halbwertzeit, sei es durch Veränderungen und Umbauten oder einfach, weil man den Dokumenten des Vorbesitzers nicht traut. Das Ergebnis sind unzählige Datenbrüche entlang des Immobilienlebenszyklus.

Immobilienlebenszyklus(eigene Darstellung)

Bisher konnten diese Ineffizienzen durch die gute Wirtschaftslage und den hohen Margen kompensiert werden, allerdings wird der Innovationsdruck immer größer. Der Grund dafür sind maßgeblich neue Anforderungen aus dem Klimaschutz und soziale, rechtliche Vorgaben wie z.B. der European Green Deal oder das deutsche Lieferkettengesetz. Hierfür kann die Blockchain einzigartige Lösungsansätze liefern.

Ausblick

Grundsätzlich gibt es im ganzen Immoblienlebenszyklus Einsatzgebiete für die Blockchain (siehe Bild 2 – Blockchain-Anwendungen im Immobilienlebenszyklus ). Um zu verstehen wo die Blockchain nützlich seinen kann, ist es notwendig ihre Qualitäten zu verstehen. Hierfür ist die alternative, etwas weitergefasste, Bezeichnung „Distributed Ledger Technologie“ (DLT) – auf Deutsch verteilte Register Technologie – hilfreich. Denn dadurch, dass DLTs Daten an vielen verschiedenen Knotenpunkten verteilt und redundant speichern, ist die Sicherheit und die Verfügbarkeit dieser Daten besser gewährleistet, als bei anderen Technologien.

Außerdem gehört die Blockchain nicht einer einzelnen Partei, sondern ist entweder komplett öffentlich oder zumindest einem bestimmten Kreis von Nutzern gleichermaßen zugänglich. Dieser Umstand macht die Technologie ideal für die Nutzung für Digitale Identität für Objekte. Diese wird benötigt, um zum Beispiel die Lieferkette oder den CO2-Abdruck von Baumaterialien zu verfolgen. Die Blockchain liefert hier die Möglichkeit einen neutralen infrastrukturellen Layer zu installieren, der den Datenlebenszyklus von Rohmaterialien bis hin zu Gebäuden abbildet – und das ohne dabei eine zentrale Datenbank zu schaffen.

Viel mehr werden alle Materialien über eine Signatur in der Blockchain registriert und können so nachverfolgt werden. Daher können die konkreten Informationen dezentral – in den proprietären Datenbanken der Hersteller, Händler oder Eigentümer – gespeichert bleiben. Lediglich die Signatur der Objekte ist über die Blockchain zugänglich und kann entlang der Prozesskette eingesehen werden. So werden gleichzeitig auch datenschutzrechtlichen Anforderungen erfüllt. Ein Beispiel für dies Anwendung ist Unique Object Identity von FIBREE (https://fibree.org/uoi/ )

Blockchain-Anwendungen im Immobilienlebenszyklus (eigene Darstellung)

Außer diesem Anwendungsfall bietet die Blockchain auch Lösungszenarien für die digitale Abbildung von Werten, durch sogenannte Smart Contracts bzw. Token. Besondere Popularität hat hier in letzter Zeit der Non-Fungible Token (NFT) errungen. Ein NFT ist ein ‚nicht ersetzbares digital geschütztes Objekt‘ (Wikipedia, 2021) also ein digitaler Gegenstand den es nur einmal gibt. Verknüpft man ein NFT mit digitalen Medien, erlangen diese Einzigartigkeit und ihre Herkunft bzw. Urheberschaft kann nachgewiesen werden.

Für die Immobilenwirtschaft könnte das eine Vorlage für die Verifizierung des digitalen Zwillings, also dem digitalen Abbild eines Gebäudes sein. Andere Token können darüber hinaus genutzt werden, um Gebäude zu ‚tokenisieren‘, also in viele digitale Anteile aufzuteilen, die alle über die Blockchain verifiziert sind. Dieses Instrument ist vor allem dafür geeignet Investitionen in oder Erträge von Immobilen mit geringem Aufwand auf viele Parteien zu verteilen – der Übertrag von Eigentumsrechten ist jedoch nicht möglich.

Dieser kurze Einblick soll aufzeigen, welche Potentiale in der Nutzung der Blockchain stecken. Die Herausforderung ist, dass es gerade der Immobilienindustrie an einheitlichen Standards fehlt, die über den gesamten Lebenszyklus der Immobilien hinweg verfügbar sind. Intelligente Blockchain Strukturen können diese Verbindung herstellen und eine integrative Grundlage für weitere Innovationen bieten.

Mehr Informationen: https://fibree.org

Literaturverzeichnis

Nakamoto, S. (2008). Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System. [Online]. Available:. Von https://bitcoin.org/bitcoin.pdf abgerufenWikipedia. (26. 11 2021). Von https://de.wikipedia.org/wiki/Non-Fungible_Token abgerufen

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Achim Jedelsky
Achim Jedelskyhttps://fibree.org/
Achim Jedelsky ist Co-Founder und Vorsitzender von FIBREE (Foundation for International Blockchain and Real Estate Expertise) und Gründungsmitglied des Bundesverband Blockchain. Er berät Firmen und Startups der Immobilienbranche bei der Umsetzung von Innovationen und ist Hochschuldozent.

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