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Neuordnung von Europas Telekombranche am Horizont

London/Stockholm/Berlin, 25. Feb (Reuters) – Erbitterte Preisschlachten, hohe Schuldenberge und Milliarden-Investitionen in den 5G-Ausbau – die Rufe nach einer Konsolidierung auf dem europäischen Telekommarkt werden immer lauter.

Spätestens seit dem Einstieg des aktivistischen Investors Cevian bei Vodafone gehen Experten davon aus, dass die Briten die ersten sind, die ihr umfangreiches Europa-Portfolio bereinigen und die Gewinne erhöhen. Vodafone sei mit „mehreren Spielern in mehreren Märkten“ im Gespräch, sagte Firmenchef Nick Read kürzlich.

Bisher ist der europäische Markt stark fragmentiert und selbst kleinere Länder wie Schweden haben zum Teil vier Netzanbieter. In den USA sind es hingegen nur AT&T, Verizon und die Telekom-Tochter T-Mobile, die alle als Vorreiter beim 5G-Ausbau gelten. Wie Europa bei der Zukunftstechnologie aufgestellt ist, ist zentrales Thema des diesjährigen Branchentreffens Mobile World Congress in Barcelona, das am Montag startet.

„Der enorme Wettbewerb bringt die klassischen Spieler unter Druck“, wiederholte Deutsche-Telekom-Chef Tim Höttges jüngst seine Position. Allerdings sieht er die Telekom aufgrund der US-Tochter auf der sicheren Seite. Das sich etwas tut, zeigt sich am Interesse von Privatinvestoren: So kauften Apax Partners und Warburg Pincus das Niederlande-Geschäft von der Telekom. Providence, KKR und Cinven schnappten sich Spaniens MasMovil für fünf Milliarden Euro.

WETTBEWERBSHÜTER OFFENER?

Bisher haben Aufsichtsbehörden Übernahmen in der Telekombranche gern den Riegel vorgeschoben. Angesichts der milliardenschweren Investitionen in den Infrastrukturausbau scheinen sie ihre Positionen aber zu überdenken, was auf weniger Widerstand bei Großübernahmen hindeutet.

„Von den Aufsichtsbehörden hängt es ab, wie die Telekombranche investieren wird“, sagt der Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, Ingo Speich. Lange argumentierten Kartellhüter, dass eine Reduzierung der Marktteilnehmer zu höheren Preisen, weniger Auswahl und geringerer Qualität führe.

Erst diese Woche deutete die britische Wettbewerbsbehörde Ofcom an, nicht mehr kategorisch die Zahl von vier Netzbetreibern zu verteidigen. Zudem kamen jüngst einige Aufsichtsbehörden Telekomfirmen zumindest bei der Ausgestaltung von Frequenzauktionen entgegen, die lange Zeit viel Geld zu Lasten des Infrastrukturausbaus fraßen.

Es brauche einen mutigen Firmenchef, um EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager zu testen, sagte der Chef einer europäischen Telekomfirma, der nicht namentlich genannt werden wollte. Vodafone-Chef Read bringe sich dafür in Stellung. Vestager gilt bisher als Verfechterin von mindestens vier Marktteilnehmern je Land. 

Read hat von 21 Ländern, in denen Vodafone tätig ist, vier – Italien, Spanien, Großbritannien und Portugal auserkoren, die seiner Meinung nach von einer Konsolidierung profitieren würden.

Bankern und Insidern zufolge macht ein Deal in Spanien am meisten Sinn. Dort haben Orange, Vodafone sowie MasMovil bereits unterschiedliche Zusammenschlüsse geprüft. Insidern zufolge würde Vodafone mit einer schnellen Lösung in Spanien auch Zeit gewinnen, um in Italien voranzukommen.

Dort haben die Briten erst kürzlich ein gemeinsames elf Milliarden Euro schweres Gebot des französischen Telekomkonzerns Iliad und der Private-Equity-Firma Apax ausgeschlagen. 

Das Problem ist allerdings: Auch ein Zusammenschluss oder eine andere Lösung wäre für den Gesamtkonzern kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein. „Man reduziert die Verluste, aber steigert den Wert nicht“, sagte der Chef der Telekomfirma, der anonym bleiben wollte.

Die Zeiten, in denen Vodafone sein rotes Logo über die Welt verbreitet hat und mit dem deutschen Industriekonzern Mannesmann die größte Übernahme in der Wirtschaftsgeschichte stemmte, dürften jedenfalls vorbei sein. Das Afrika-Geschäft hat Read bereits aufgeräumt, die Funkmasten-Tochter Vantage Towers an die Börse gebracht und nun will er auch den milliardenschweren Anteil am indischen Tower-Konzern Indus Towers losschlagen.

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Titelfoto: Symbolfoto 

Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.

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