Die Bank of England trifft am 2. Februar ihre nächste Zinsentscheidung. Dies kommentieren James Lynch, Investment Manager bei Aegon Asset Management, Katharine Neiss, Chief European Economist bei PGIM Fixed Income und Andy Burgess, Fixed Income Investment Specialist bei Insight Investment:
Möglicherweise letzte Zinserhöhung im Februar bei der BoE
Von James Lynch, Investment Manager bei Aegon Asset Management
Der derzeitige Leitzins liegt bei 3,50 %, und der Markt rechnet mit einer 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit mit einer Erhöhung um 0,50 %. Diese großen Zinsschritte scheinen heutzutage die Norm zu sein, nachdem auf den letzten vier Sitzungen dreimal eine Erhöhung um 50 Basispunkte und einmal um 75 Basispunkte beschlossen wurde.
Wenn wir jedoch einen Schritt zurückgehen, ist es immer noch eher ungewöhnlich, dass die Leitzinsen in solch großen Schritten ansteigen. Früher hieß es „in kleinen Schritten erhöhen und in großen Schritten senken“. Der Ansatz der Notenbanker war, die Zinssätze in großen Schritten zu erhöhen. Dabei ging es nicht unbedingt darum, einen höheren Spitzenwert zu erreichen, sondern schneller dorthin zu gelangen, damit langfristig weniger getan werden muss. Wir gehen davon aus, dass sich die BoE in der Tat dem Ende des Zinserhöhungszyklus nähert, aber da sich die Mitglieder des Monetary Policy Committe (MPC) kaum äußern, ist es recht schwierig, den genauen Zeitpunkt und den Höchststand des Leitzinses abzuschätzen. Wir vermuten jedoch, dass er unter den Markterwartungen liegen könnte und möglicherweise im Februar die letzte Zinserhöhung stattfinden wird.
Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass die neun MPC-Mitglieder geteilter Meinung sind. Beim letzten Mal waren sie in drei Lager gespalten: zwei waren für eine Beibehaltung, sechs für eine Erhöhung um 50 Basispunkte und ein Mitglied für eine Erhöhung um 75 Basispunkte. Die Vermutung liegt nahe, dass sie ihren Schwerpunkt auf unterschiedliche Daten legen. Einige interessieren sich mehr für die Löhne und die Inflationserwartungen, während andere der Meinung sind, dass wir uns bereits in einem restriktiven Bereich befinden und sich Zeit nehmen wollen, um zu sehen, wie sich die langen und variablen Verzögerungen der Geldpolitik auf die Wirtschaft auswirken.
Leitzinserhöhung auf 4 % möglicherweise der Höhepunkt des Zyklus
Von Katharine Neiss, Chief European Economist bei PGIM Fixed Income
Die Bank of England befindet sich nach wie vor in einer Zwickmühle. Vor dem Hintergrund umfassender Lohnstreiks und eines sich beschleunigenden Lohnwachstums im privaten Sektor, das aktuell ein Allzeithoch erreicht hat, wird sich die Zentralbank zur Fortsetzung ihrer restriktiven Haltung verpflichtet sehen. Diese sieht vor, die finanziellen Bedingungen weiter zu verschärfen, um den Inflationsdruck zu dämpfen. Ihre Ankündigung kommt zu einem wichtigen Zeitpunkt, da in Großbritannien in den ersten Monaten des Jahres die entscheidende Phase der Lohnabschlüsse ansteht. Dies spricht für eine weitere Anhebung der Zinssätze um 50 Basispunkte auf der nächsten MPC-Sitzung, wodurch der Leitzins auf 4 % steigen würde.
Es gibt jedoch Anzeichen dafür, dass der britische Verbraucher unter Druck ist. So verschlechterte sich die Konsumentenstimmung im Januar. Sie ist nach wie vor schlechter als während der schlimmsten Zeit der Pandemie und der globalen Finanzkrise. Die Einzelhandelsumsätze sanken im vergangenen Jahr in 11 von 12 Monaten. Selbst auf dem angespannten Arbeitsmarkt ist seit dem Frühjahr letzten Jahres ein stetiger Rückgang der offenen Stellen zu verzeichnen.
Die Bank of England wurde dafür kritisiert, dass sie bei der Bekämpfung des Inflationsanstiegs zu spät gehandelt habe. Sie wird nicht wollen, dass dieser Fehler in die entgegengesetzte Richtung begangen wird – nämlich, dass sie gezwungen ist, die Zinssätze in einem Umfeld sinkender Inflation und einer schwächelnden Wirtschaft schnell zu senken. Da es erste Anzeichen dafür gibt, dass die Gesamtinflation gegen Ende des vergangenen Jahres ihren Höhepunkt erreicht hat, könnte die BoE das Ende ihres derzeitigen Zinserhöhungszyklus mit einem Höchststand von knapp über 4 % erreicht haben.
Höhere Zinssätze belasten Immobilienmarkt und Wachstum
Von Andy Burgess, Fixed Income Investment Specialist bei Insight Investment
Eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte ist für die Sitzung in dieser Woche so gut wie sicher, aber alle Augen werden auf die künftigen Prognosen gerichtet sein. Die fallenden Gaspreise und die Aussicht auf sinkende Lebensmittel- und Warenpreise werden sich im weiteren Verlauf des Jahres wahrscheinlich als starke disinflationäre Kraft erweisen, während die höheren Zinssätze nun eindeutig den Immobilienmarkt schädigen und das Wachstum belasten. Die Arbeitsmärkte sind jedoch nach wie vor ungewöhnlich angespannt, und die mittelfristigen Signale deuten weiterhin auf Inflationssorgen hin. Die Bank of England befindet sich in einer schwierigen Lage, was sich in den unterschiedlichen Meinungen auf der letzten MPC-Sitzung widerspiegelte; die Zinserhöhungen werden vorerst fortgesetzt, wenngleich sie sich verlangsamen und in den nächsten Monaten zum Stillstand kommen dürften. Da die Kerninflation jedoch nach wie vor hoch ist, ist es wahrscheinlicher, dass die Leitzinsen auf diesem Niveau verharren, als dass sie bis Ende des Jahres gesenkt werden.
Möglicherweise letzte Zinserhöhung im Februar bei der BoE
Fotos der Kommentatoren James Lynch (Quelle: Aegon AM), Katharine Neiss (Quelle: PGIM Fixed Income) und Andy Burgess (Quelle: Insight Investment)
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