Mailand, 07. Apr (Reuters) – Um den italienischen Infrastruktur-Konzern Atlantia zeichnet sich ein Bieterwettstreit ab, in den der Großaktionär Benetton und der spanische Baulöwe Florentino Perez involviert sind. Die auf Infrastruktur spezialisierten Investoren GIP und Brookfield haben der Milliardärsfamilie Benetton nach eigenen Angaben vom Donnerstag in der vergangenen Woche ein Übernahmeangebot für Atlantia präsentiert, die an der Börse mehr als 16 Milliarden Euro wert ist.
Die Benettons, mit 33 Prozent an Atlantia beteiligt, arbeiten drei Insidern zufolge aber gleichzeitig an einem Gegenschlag: Sie wollten das Unternehmen zusammen mit dem US-Finanzinvestor Blackstone und langjährigen Aktionären wie der italienischen Sparkassenstiftung CRT ganz schlucken und von der Börse nehmen.
An der Mailänder Börse stiegen Atlantia-Aktien um rund zehn Prozent.
Wenn sich Global Infrastructure Partners (GIP) und die kanadische Brookfield durchsetzen, ist vereinbart, dass Perez‘ Baukonzern ACSACS die Mehrheit an den Autobahnmaut-Konzessionen von Atlantia übernimmt, die das Unternehmen etwa in Frankreich, Spanien und Südamerika hat. Den spanischen Autobahnbetreiber Abertis halten ACS und Atlantia bereits seit 2017 gemeinsam, auch am Essener Baukonzern Hochtief sind beide beteiligt.
Perez ist als Präsident des Fußballklubs Real Madrid bekannt. Doch das Investoren-Duo ist bei der Benetton-Familie bisher offenbar auf taube Ohren gestoßen. „Bis jetzt gibt es keine Einigung mit Atlantia und/oder deren Aktionären“, betonten die potenziellen Bieter. Einschließlich Schulden müsste ein Käufer bei einer Übernahme mindestens 45 Milliarden Euro für Atlantia finanzieren.
Alessandro Benetton hatte erst in diesem Jahr den Vorsitz im Verwaltungsrat von Atlantia übernommen und damit den Zugriff der Familie auf das Unternehmen verstärkt. „Atlantia ist und bleibt ein strategisches, langfristiges Investment für die Benetton-Holding Edizione“, sagte einer der Insider.
Nach dem erzwungenen Verkauf der italienischen Autobahn-Konzession an ein Konsortium um die Staatsbank CDP hat Atlantia bald acht Milliarden Euro in der Kasse und will sich mehr auf Infrastruktur-Technologie ausrichten, etwa zur Maut-Erhebung und -Abrechnung. Erst Anfang des Jahres hatten die Italiener dazu die Straßenverkehrs-Sparte Yunex Traffic von Siemens für 950 Millionen Euro gekauft.
Nach dem Einsturz einer Autobahnbrücke in Genua 2018 hatte der italienische Staat Atlantia gedrängt, ihre Beteiligung am Betreiber Autostrade zu verkaufen. Neben Mautstraßen gehören dem Infrastruktur-Konzern auch Flughäfen in Rom und Südfrankreich.
Milliardäre liefern sich Tauziehen um italienische Atlantia
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