Donnerstag, April 18, 2024
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Mercedes will sich aus Rabattschlacht heraushalten

Frankfurt, 26. Okt – Mercedes-Benz will seine höheren Neuwagenpreise selbst bei schwächerer Nachfrage im kommenden Jahr verteidigen. „Wir haben keine Absicht, die Listenpreise zu senken und keine Absicht, die Anreize zu verstärken“, sagte Finanzchef Harald Wilhelm am Mittwoch zur Vorlage der Quartalsbilanz. Selbst bei der absehbaren Rezession in Europa wolle die Marke mit dem Stern „definitiv versuchen, die Margen zu schützen“ statt mehr Neuwagen mit höheren Rabatten in den Markt zu drücken. Stand jetzt sei die Nachfrage aber weltweit gut, ergänzte Wilhelm.

Der Autobauer steigerte den Gewinn im dritten Quartal so stark, dass er den Ausblick für das Gesamtjahr anhob. Der Betriebsgewinn soll 2022 gegenüber dem Vorjahreswert von 16 Milliarden Euro „deutlich“ und damit um mehr als 15 Prozent steigen und nicht mehr nur leicht.

Das dritte Quartal lief nach Einschätzung von Analysten noch gut, auch für das laufende Schlussquartal herrscht noch Optimismus. Doch die Skepsis über die Aussichten für 2023 wächst angesichts der Energiekrise in Europa durch Russlands Krieg gegen die Ukraine, der hohen Inflation und steigenden Zinsen sowie nur langsam nachlassender Störungen in Lieferketten, etwa bei der Chip-Versorgung.

Massenhersteller wie Volkswagen und Stellantis rechnen mit sinkenden Absatzzahlen im kommenden Jahr. Die guten Quartalsbilanzen des zweiten Halbjahrs 2022 sollten sich die Autobauer an die Wand hängen, riet Patrick Hummel, Autoanalyst der Schweizer Bank UBS. Im nächsten Jahr müssten sie die Preise senken, der Gewinn könnte einbrechen. 

NETTOGEWINN VERDOPPELT

Mercedes-Benz verdiente von Juli bis September vor Zinsen und Steuern 5,2 Milliarden Euro – das waren 83 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, als der Chipmangel die Auslieferungen bremste. Der Gewinn übertraf damit die Erwartungen am Finanzmarkt, der Aktienkurs reagierte dennoch verhalten. Das Nettoergebnis verdoppelte sich auf vier Milliarden Euro. Eine robuste Nachfrage und die Durchsetzung höherer Preise seien für das „solide“ wirtschaftliche Ergebnis ausschlaggebend gewesen, erklärte der Dax-Konzern.

„In Kombination mit der anhaltenden Kostendisziplin machen wir das Unternehmen widerstandsfähiger und geben somit auch den Takt für die kommenden Monate vor“, sagte Finanzchef Harald Wilhelm. Sollte die Inflation bei den Kosten etwa für Rohstoffe noch stärker werden, wären zusätzliche Effizienzmaßnahmen notwendig, ergänzte er, ohne Details zu nennen. Weitere Stellen sollen noch in der Verwaltung abgebaut werden und nicht in der Produktion. 

Der Umsatz legte im abgelaufenen Quartal um 19 Prozent auf 37,7 Milliarden Euro zu. Mercedes-Benz hatte die Pkw-Auslieferungen im Sommer um mehr als ein Drittel auf rund 530.000 Fahrzeuge gesteigert und konnte damit den vorangegangenen Einbruch ausbügeln. Vor allem das China-Geschäft, das nicht mehr so stark unter Corona-Lockdowns litt, kurbelte die Verkaufszahlen an.

Die bereinigte Marge im Hauptgeschäftsfeld Pkw lag mit 14,5 Prozent auf dem Rekordniveau des ersten Halbjahres, das Betriebsergebnis verdoppelte sich. Vor Jahresfrist waren es nur 8,2 Prozent gewesen, was dem langfristigen Durchschnitt bei Mercedes-Benz entsprach. Die Umsatzrendite für Pkw und Vans soll im Gesamtjahr jeweils einen Prozentpunkt höher ausfallen mit 13 bis 15 Prozent beziehungsweise neun bis elf Prozent.

Mercedes-Benz profitiert weiter von einer Sondersituation: Da durch die Chipkrise Angebotsmangel herrscht, können die Schwaben höhere Preise erzielen und konzentrieren sich bei den Aufträgen vor allem auf teure, hochprofitable Spitzenmodelle wie die S-Klasse. Konzernchef Ola Källenius trimmt die Marke außerdem auf Luxus und setzt auf Klasse statt Masse. Das Unternehmen erreiche jetzt schon bei einem Absatz von ein bis anderthalb Millionen Fahrzeugen die Gewinnschwelle im Vergleich zu zwei Millionen vor der Corona-Krise, sagte Wilhelm.

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Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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