München, 29. Jul (Reuters) – Die indirekt zum VW-Konzern gehörenden Lkw-Hersteller MAN und Scania müssen nach eigenen Angaben angesichts der massiven Lieferschwierigkeiten zurzeit viele Kunden abweisen. Beide seien „sehr restriktiv“, was die Annahme neuer Aufträge betreffe, sagte die Finanzvorständin der Münchner Lkw-Holding Traton, Annette Danielski, am Donnerstag. Auch deshalb liege der Auftragseingang, wenn man die seit diesem Jahr zum Konzern gehörende US-Tochter Navistar herausrechne, im ersten Halbjahr um ein Drittel unter Vorjahr.
Vor allem MAN litt im Frühjahr stark unter fehlenden Kabelbäumen, die bis dahin nur in der Ukraine produziert wurden. Die Produktion stand für sechs Wochen still, der Absatz von MAN ging um ein Viertel zurück. Neue Aufträge, bei denen die Kunden mehr als zwölf Monate auf die Lieferung warten müssten, würden nicht angenommen, sagte der neue Traton-Vorstandschef Christian Levin.
Angesichts dessen sei es bemerkenswert, dass das Sorgenkind MAN im ersten Halbjahr mit 34 Millionen Euro schwarze Zahlen geschrieben habe. „Wir arbeiten in einem Umfeld, das alles andere als normal ist“, sagte Levin. Vom Konjunkturabschwung, der häufig die Lkw-Branche als erstes trifft, spüre Traton noch nichts. Der Transportbranche gehe es noch gut. „Aber das wird nicht ewig so weitergehen“, räumte Levin ein.
Trotzdem bestätigte die Volkswagen-Nutzfahrzeug-Holding ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr. Die bereinigte operative Umsatzrendite soll wie geplant zwischen fünf und sechs Prozent liegen. Nach dem ersten Halbjahr steht Traton bei 4,4 (Vorjahr: 8,3) Prozent. „Die Verfügbarkeit von Halbleitern und weiteren wichtigen Komponenten wird zwar langsam besser, hat aber noch nicht Normalniveau erreicht“, sagte Levin. „Gleichzeitig steigen die Preise für Rohstoffe und Energie, Logistikkapazitäten sind knapp.“ Die Verkaufszahlen von Lkw und Bussen dürften deshalb – einschließlich Navistar – nur noch um gut 15 Prozent über Vorjahr liegen statt um mehr als 20 Prozent.
Im ersten Halbjahr hievte der Neuzugang Navistar den Umsatz um knapp ein Drittel auf 18 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis brach aber um 29 Prozent auf 798 Millionen Euro ein. Herausgerechnet sind dabei unter anderem Abschreibungen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg von insgesamt 137 Millionen Euro.
MAN und Scania kämpfen mit Lieferengpässen
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