Berlin, 20. Jan (Reuters) – Die deutsche Transportbranche warnt angesichts zunehmender Corona-Ausfälle von Lkw-Fahrern vor Lieferengpässen. „Die Situation ist sehr angespannt, weil uns immer mehr Fahrer fehlen“, sagte der Vorstandsprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt, am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. „Der Krankenstand ist wegen Corona deutlich erhöht.“ Er liege im laufenden Januar um etwa fünf bis zehn Prozentpunkte höher als zu dieser Jahreszeit in Vorkrisenzeiten üblich.
„Noch sind die Lieferketten stabil, leere Regale drohen noch nicht“, sagte Engelhardt. „Aber wenn die Infektionszahlen weiter so durch die Decke gehen, sind sie gefährdet.“ Er rate der Politik deshalb dringend dazu, rasch Vorkehrungen zu treffen. „Es muss eine Krisenplanung geben.“ Koordiniert werden könne das am besten vom Bundesamt für Güterverkehr. Damit könne sichergestellt werden, dass vorhandene Kapazitäten genutzt werden, um vor allem Waren des täglichen Bedarfs in Supermärkte, Drogerien, aber auch Krankenhäuser liefern zu können.
„Praktisch wäre eine Aufteilung des Landes nach Regionen, wie das auch bei den Krankenhäusern der Fall ist“, sagte der BGL-Vorstandssprecher. Er empfiehlt zudem dringend, zusätzlich Impfangebote auf den Autohöfen und an Raststätten vorzuhalten. „Und zwar für alle Fahrer, egal welcher Nationalität.“
Viele Transportunternehmen haben dem BGL zufolge schon vor Weihnachten Aufträge ablehnen müssen, weil Fahrer fehlten. „Der Fahrermangel ist ein großes Problem, auch ohne Corona“, sagte Engelhardt. Etwa 80.000 fehlten derzeit in Deutschland. 30.000 bis 35.0000 gehen den Verbandsangaben nach jährlich in den Ruhestand, aber nur 15.000 bis 20.000 kommen nach. „Die Lücke wächst also jedes Jahr um 15.000“, so der Experte. „Nach Corona müssen wir uns mit Industrie, Lebensmittelhändlern, Politik und anderen Akteuren zusammensetzen und nach Lösungen suchen.“
Logistikbranche warnt vor Engpässen – „Corona erhöht Krankenstand“
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