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„Licht und Schatten“ – Commerzbank trotz Gewinnsprung besorgt

Frankfurt, 03. Aug (Reuters) – Der Umbau der Commerzbank unter Bankchef Manfred Knof trägt Früchte, doch der Ausblick ist mit Sorgen behaftet. „Wir erwarten Licht und Schatten im zweiten Halbjahr“, sagte Knof am Mittwoch bei der Präsentation der Quartalsbilanz. Mit einem Nettogewinn im zweiten Quartal von 470 Millionen Euro übertraf Deutschlands zweitgrößte Privatbank die Erwartungen der Analysten deutlich. Wegen der Restrukturierungskosten war vor einem Jahr noch ein Verlust von 527 Millionen Euro angefallen. Sowohl das Geschäft mit Privat- als auch das mit Firmenkunden habe sich besser entwickelt als erwartet, sagte Knof. Insofern empfinde er „Freude beim Blick in den Rückspiegel.“ Aber: „Der Blick nach vorne ist mit Unsicherheiten behaftet.

Das liege vor allem an der drohenden Gas-Krise in Deutschland und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft, erläuterte der Bankenchef. Die Commerzbank legte 564 Millionen Euro als Risikovorsorge für den Ausfall von Krediten zurück, um negative Folgen des Krieges in der Ukraine und der gekürzten Gas-Lieferungen aus Russland abzufedern. Bisher habe es aber nur eine geringe Anzahl von Kreditausfällen gegeben. Sollte Russland die Gaslieferungen einstellen, „würde die deutsche Wirtschaft vermutlich ähnlich wie nach der Finanzkrise 2009 in eine schwere Rezession stürzen“, heißt es aber im Zwischenbericht. Die Belastungen durch den Russland-Ukraine-Krieg im zweiten Quartal bezifferte die Bank mit 228 Millionen Euro. Seit dem Beginn des Krieges reduzierte sie ihre Russland-bezogenen Forderungen bis Mitte Juli um 45 Prozent auf netto 1,02 Milliarden Euro.

7700 STELLEN SCHON WEGGEFALLEN

Die Erträge stiegen im zweiten Quartal auf 2,4 Milliarden Euro von 1,9 Milliarden Euro im Vorjahresquartal. Die Strategie greife auch in einer Phase niedrigen Wirtschaftswachstums, betonte Knof. „Es ist uns gelungen, die Widerstandsfähigkeit der Commerzbank in einer sehr schwierigen Zeit zu erhöhen.“ Der 56-Jährige hatte im vergangenen Jahr einen tiefgreifenden Umbau eingeleitet, um das Institut, das von Staat in der Finanzkrise gerettet werden musste, wieder auf einen stabilen Gewinnkurs zu führen. Von rund 1000 Filialen blieben nur 450 übrig. Rund 10.000 Stellen sollen insgesamt abgebaut werden, bis Ende Juni waren bereits 7700 Jobs weg. Weitere Abbauprogramme stünden zur Zeit nicht an, sagte Finanzchefin Bettina Orlopp.

An dem Ziel, im Gesamtjahr einen Gewinn von mehr als einer Milliarde Euro einzufahren, hielt die Bank fest – wenn sich die Konjunktur nicht deutlich verschlechtert. Nach dem ersten Halbjahr standen unter dem Strich 768 Millionen Euro Gewinn. An der Börse kamen die Zahlen gut an: Die Aktien der Commerzbank legten in der Spitze mehr als drei Prozent zu.

Seit der Staat 2009 mit 15 Prozent bei der Commerzbank einstieg, kämpft die Commerzbank wie andere Banken auch mit den hohen Kosten. Im zweiten Quartal sank der Aufwand um zehn Prozent auf 1,57 Milliarden Euro, die Aufwand-Ertrag-Relation verbesserte sich auf 65 (VJ: 94) Prozent. Als Ziel hat sich die Bank hier für das Jahr 2024 einen Wert von 60 Prozent gesetzt. Wegen Pflichtabgaben für die polnische Tochter mBank rechnet die Bank für das laufende Jahr allerdings mit leicht höheren Kosten von 6,4 Milliarden Euro, im ersten Quartal hatte sie noch 6,3 Milliarden als Ziel genannt. Die Tochter trug zwar durch die Zinserhöhung in Polen bedeutend zum Ertragswachstum der Commerzbank bei. Doch wegen einer Gesetzgebung in Polen muss das Geldhaus Verluste bei der mBank von 210 bis 290 Millionen Euro im dritten Quartal einbuchen. Die Commerzbank erwägt rechtliche Schritte gegen die polnische Regierung.

WEITER SCHWIERIGES UMFELD

Analysten sehen Fortschritte, bewerten das Umfeld für die Commerzbank aber weiter als schwierig. „Es ist klar, dass die Bank sich verbessert“, kommentierte Morningstar-Analyst Niklas Kammer. Wegen der im Branchenvergleich schwachen Aufwand-Ertrag-Relation gehe er in der nahen Zukunft aber von volatilen Konzernergebnissen aus. Zum Vergleich: Mit einem Aufwand-Ertrag-Verhältnis von 51 Prozent gilt die niederländische INGINGA.AS als eine der effizientesten Geldhäuser. Bei der Deutschen BankDBKGn.DE, die ebenfalls mit hohen Kosten kämpft, liegt die Quote bei 73 Prozent. 

„Auch wenn der Umbau der Bank gelingt und den Gewinn verbessert, der starke Wettbewerb auf dem deutschen Markt lässt wenig Raum für die Bank, mehr zu verdienen als ihre Kapitalkosten“, sagte Analyst Kammer. „Der Commerzbank fehlt ein Puffer der operativen Profitabilität.“ Die Experten der Deutschen Bank verwiesen darauf, dass die Analysten-Prognosen für die nötige Risikovorsorge von im Schnitt rund 970 Millionen höher lagen als die von der Bank bisher verbuchten rund 700 Millionen Euro. Orlopp erläuterte, dass für das Szenario eines Gasstopps eine zusätzliche Risikovorsorge von 500 bis 600 Millionen Euro notwendig wäre.

„Licht und Schatten“ – Commerzbank trotz Gewinnsprung besorgt

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Titelfoto: Symbolfoto

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