Berlin, 07. Mrz (Reuters) – Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich besorgt über die wieder steigende Zahl an Corona-Neuinfektionen geäußert. Er verteidigte am Montag in Berlin zwar „maßvolle“ Lockerungsschritte von Bund und Ländern. Die Bürger würden aber sorgloser werden, sagte der SPD-Politiker. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hatte zuvor 78.428 Neuinfektionen binnen 24 Stunden gemeldet. Das sind 16.079 mehr als am Montag vor einer Woche.
Zudem stieg die Sieben-Tage-Inzidenz den fünften Tag in Folge. Der Wert kletterte auf 1259,2 von 1231,1 am Vortag. Die Sieben-Tage-Inzidenz gibt an, wie viele Menschen sich in einer Woche auf 100.000 Einwohner infizieren. Insgesamt liegt damit die Zahl der Infektionen in Deutschland bei mehr als 15,86 Millionen. 24 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus.
Die Bundesländer hatten erst am Freitag zahlreiche Corona-Lockerungen umgesetzt. Im Rahmen der Bund-Länder-Beschlüsse gilt etwa wieder eine 3G-Regelung in Gastronomie und Hotels, die nun auch von ungeimpften Menschen mit Corona-Test wieder genutzt werden dürfen. Discotheken und Clubs können wieder öffnen. Bei Großveranstaltungen dürfen wieder mehr Zuschauer in Hallen und im Freien teilnehmen. Das Gesundheitsministerium hatte am Freitag erklärt, man halte den Höhepunkt der fünften Pandemie-Welle für überschritten.
Lauterbach (SPD) sagte nun, man müsse die Entwicklung im Auge behalten, zumal sich immer mehr die hochansteckende Omikron-Virusvariante BA.2 durchsetze. Die Länder müssten in dem neuen Infektionsschutzgesetz die Möglichkeit erhielten, angemessen auf eine erneute Ausbreitung des Virus reagieren zu können. Der Gesundheitsminister verwies auf Verhandlungen mit Justizminister Marco Buschmann (FDP) und Familienministerin Anne Spiegel (Grüne).
Vor alle Buschmann und die FDP wollen nach dem Auslaufen der bisherigen Maßnahmen am 19. März keine großen Beschränkungen mehr zulassen. Die 16 Bundesländer fordern aber einen ausreichend großen Instrumentenkasten auch für die Zeit danach, zumal im Herbst ohnehin wieder mit einem Anstieg der Infektionszahlen gerechnet wird. Er sei zuversichtlich, das man ein neue Gesetz noch vor dem 19. März beschließen könne, sagte Lauterbach. Ansonsten laufen alle Corona-Auflagen aus.
Der SPD-Politiker wies zudem die Vermutung zurück, dass es einen Schub in den Infektionszahlen durch die zu einem erheblichen Teil ungeimpften ukrainischen Flüchtlinge gebe. Dafür sei die Fallzahl bundesweit zu klein, auch wenn man wisse, dass sich viele mit Covid ansteckten.
Grund ist vor allem die niedrige Impfquote von nur rund 30 Prozent in der Ukraine. Die Kommunen seien verantwortlich dafür, dass sie die Flüchtlinge versorgten und sicherstellten, dass diese sich nicht gegenseitig ansteckten. „Ich mache mir eher Sorgen über die nachlassende Vorsicht der deutschen Bundesbürger selbst“, sagte Lauterbach. Diese bräuchten eine „klare Ansprache“, dass die Pandemie noch nicht vorbei sei.
Die Hospitalisierungs-Inzidenz hatte das RKI am Montag mit 6,06 angegeben. Sie gibt an, wie viele Menschen mit einer Corona-Erkrankung in der Woche pro 100.000 Einwohner ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die Zahl der Intensivpatienten in Krankenhäusern stieg auf 2126.
Lauterbach besorgt über steigende Zahl an Corona-Neuinfektionen
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.