UPDATE Frankfurt, 09. Nov – Der Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess stellt sich auf schwierige Zeiten ein. Vorstandschef Matthias Zachert stutzt wegen der hohen Rohstoff- und Energiekosten sowie einer schwächeren Nachfrage die Ergebnisziele für dieses Jahr und dreht jeden Cent zweimal um. „Wir halten uns noch sehr stabil, wir gehen als Konzern aber ganz klar davon aus, dass härtere Zeiten für die gesamte deutsche Wirtschaft und damit auch für die chemische Industrie in den kommenden Quartalen bevorstehen“, sagte Zachert am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalsbilanz.
Für 2022 erwartet Lanxess nun einen bereinigten Betriebsgewinn (Ebitda) zwischen 900 und 950 (Vorjahr: 815) Millionen Euro, nachdem bislang 900 Millionen bis eine Milliarde Euro in Aussicht gestellt wurden. Das Unternehmen habe bereits in einigen Bereichen eine nachlassende Nachfrage, etwa in der Bauindustrie, und insgesamt einen Rückgang der verkauften Mengen gesehen. „Im vierten Quartal wird der Gegenwind durch weiter steigende Energiepreise und eine drohende Rezession noch zunehmen“, warnte Zachert. Lanxess sei aber auf stürmische Zeiten vorbereitet, etwa durch 1,8 Milliarden Euro nicht in Anspruch genommene Kreditlinien. Ein Notfallplan für eine etwaige Gasmangellage wurde bereits im Frühjahr aufgestellt.
LANXESS HÄLT INVESTITIONEN IN DEUTSCHLAND UND CHINA ZURÜCK
Die hohen deutschen Energiepreise belasten vor allem das Ergebnis im Basis- und Pigmentgeschäft, das im dritten Quartal um fast ein Fünftel einbrach. „Vor diesem Hintergrund sind wir auch eindeutig wachsam, was Geldausgaben betrifft“, sagte Zachert. „Bei diesen Standortfaktoren werden wir unsere Investitionen ausschließlich auf die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit ausrichten, wir werden aber hier definitiv, so lange die gegenwärtige Situation besteht, in keine Erweiterungsinvestitionen gehen“, erklärte er mit Blick auf die deutschen Standorte von Lanxess.
Zurückhaltend ist Lanxess auch, wenn es um Investitionen in China geht: „Wenn die Märkte zu sind, Reisebeschränkungen eklatant scharf sind, können sie gar nicht investieren.“ Lanxess wolle in China sein Geschäft zwar ganz klar erhalten, „Erweiterungsinvestitionen substanzieller Natur“ würden derzeit aber nicht vorgenommen. Zachert zufolge hat Lanxess in der Vergangenheit im Schnitt jedes Jahr 150 bis 200 Millionen Euro für Erweiterungsinvestitionen ausgegeben, nun dürften es eher 100 Millionen Euro werden.
Im dritten Quartal stieg der bereinigte Betriebsgewinn um fast fünf Prozent auf 240 Millionen Euro, was im Rahmen der Analystenerwartungen lag. Lanxess setzte 2,19 Milliarden Euro um, ein Plus von gut 38 Prozent. Weiter gestiegene Energie- und Rohstoffkosten konnte das Unternehmen durch höhere Verkaufspreise abfedern. „So lange wir inflationäre Tendenzen haben, müssen wir die Preise, auch wenn es schwieriger wird, weiterreichen“, sagte Zachert.
Der Spezialchemiekonzern bekommt unterdessen ein neues Vorstandsmitglied. Die 51-jährige Lanxess-Managerin Frederique van Baarle wird die erste Frau im Vorstand und soll Arbeitsdirektorin werden. Sie übernimmt diese Funktion von Vorstandsmitglied Anno Borkowsky, der Ende 2023 in den Ruhestand geht. Der Lanxess-Vorstand wird damit weiter aus vier Mitgliedern bestehen.
Lanxess stutzt Jahresziele
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von Chokniti Khongchum auf Pixabay
Tipp: Dividenden ausländischer Aktien werden doppelt besteuert,
dieses Finanztool erledigt Deine Rückerstattung