Paris/Berlin/Frankfurt, 25. Feb (Reuters) – Die EZB hat den Ukraine-Konflikt vor der Zinssitzung im März auf dem Schirm. Sie kann sich laut EZB-Präsidentin Christine Lagarde aber noch kein klares Bild über die wirtschaftlichen Folgen des Konflikts machen.
Es sei verfrüht, die exakten Auswirkungen zu benennen, sagte die Französin am Freitag in Paris vor der Presse. Doch verfolge die EZB die Entwicklung genau. Es gebe angesichts der weiter gestiegenen Öl- und Gaspreise Auswirkungen über diesen Wirkungskanal. Zudem laste der bewaffnete Konflikt auf dem Vertrauen.
Sie ließ die Frage unbeantwortet, ob der Krieg vor den Toren der EU die EZB dazu bewegen werde, die schrittweise geldpolitische Normalisierung auf die lange Bank zu schieben. Sie könne den Beschlüssen der Zinssitzung im März nicht vorgreifen.
Natürlich werde der Konflikt bei den Beratungen berücksichtigt, fügte sie hinzu. Der russische Angriff auf die Ukraine ereignete sich in der Nacht zum Donnerstag nur wenige Stunden vor Beginn des informellen Treffens des EZB-Rats in Paris.
Dabei präsentierte Chefvolkswirt Philip Lane laut Insidern mehrere Szenarien über die möglichen Auswirkungen des Konflikts auf die Wirtschaft der Euro-Zone. Ein mittleres Szenario sagt demnach voraus, dass das Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr um 0,3 bis 0,4 Prozent geschmälert würde.
Beim Zinstreffen im März werde der Chefökonom verfeinerte Modelle vorlegen, hieß es. Dann wird mit wichtigen Weichenstellungen für den weiteren Kurs gerechnet. Die EZB fährt trotz rasant steigender Preise noch immer einen relativ lockeren Kurs, auch wenn die Anleihen-Zukäufe über das Pandemie-Notprogramm PEPP im Frühjahr enden.
Die EZB hat im Dezember jedoch beschlossen, das kleinere APP in veränderter Form weiterzuführen. Dessen Ende blieb offen. Dieses gilt allerdings als eine Voraussetzung für eine Zinserhöhung, die kurz nach einem Ende des Programms kommen soll.
Lagarde – EZB hat Ukraine-Krieg vor Zinstreffen im März im Blick
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.