Freitag, November 22, 2024
StartSchwerpunktKrisenkonzern Uniper - Letzte Ausfahrt Verstaatlichung

Krisenkonzern Uniper – Letzte Ausfahrt Verstaatlichung

UPDATE Düsseldorf, 19. Dez – Nach immer neuen Milliarden-Löchern soll der größte deutsche Gaskonzern Uniper nahezu komplett vom Staat übernommen und zurück in die Spur gebracht werden. Die Aktionäre stimmten am Montag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung mit jeweils über 99 Prozent für Beschlüsse, die dem Bund den Weg dazu ebnen soll. „Diese Situation schmerzt, aber es gibt nun einmal keine anderen Optionen“, hatte Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach zuvor um Unterstützung geworben. Er ließ kaum Zweifel offen, was sonst drohe. „Es besteht dann gegebenenfalls Insolvenzgefahr. Eine eventuelle Insolvenz würde aus Sicht des Vorstands zum vollständigen Verlust für die Aktionäre führen.“

Mit den Beschlüssen für eine Kapitalerhöhung von acht Milliarden Euro und der Schaffung eines genehmigten Kapitals von 25 Milliarden Euro jeweils unter Ausschluss des Bezugrechts der Aktionäre sollen Uniper und der Bund Mittel in die Hand bekommen, um den Konzern zu stabilisieren. Der bei Uniper ungeliebte bisherige finnische Mehrheitsaktionär Fortum zieht sich aus dem Unternehmen zurück. Das Bundesministerium für Finanzen werde zukünftig für die Beteiligung an Uniper verantwortlich sein. „Die Gesellschaft wird zudem – ohne Zustimmung des Bundes – bis zur Stabilisierungsbeendigung keine Dividende ausschütten“, betonte das Düsseldorfer Unternehmen.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sprach von einem bedeutsamen Schritt, den es in dieser Dimension noch nicht gegeben habe in der Geschichte der Bundesrepublik. „Uniper versorgt ungefähr ein Drittel Deutschlands mit Energie, mit Gas“, sagte er in einer Videoaufzeichnung der EU-Kommission. Es sei essenziell für die Energieversorgung Deutschlands, den Konzern zu erhalten. Uniper müsse sich nun neu aufstellen. Was heute Erdgas sei, müsse zukünftig erneuerbare Energie beziehungsweise Wasserstoff sein. Habeck geht nach eigenen Worten davon aus, dass die noch ausstehende Zustimmung der EU nach dem Beihilferecht noch vor Weihnachten komme und faire Bedingungen vorsehe.

Der mit Abstand größte deutsche Gaskonzern macht seit Monaten hohe Verluste, weil er teuren Ersatz für ausbleibende Erdgaslieferungen aus Russland besorgen muss. In den ersten neun Monaten dieses Jahres hatten die Düsseldorfer ein Minus von 40 Milliarden Euro angehäuft – der größte Netto-Verlust eines deutschen börsennotierten Unternehmens seit Bestehen der Bundesrepublik. Die Verluste aus der Ersatzbeschaffung bezifferte Uniper auf 14 Milliarden Euro. Insgesamt hat der Bund dem Unternehmen Hilfen von über 50 Milliarden Euro eingeräumt. Dabei handelt es sich neben den beschlossenen Kapitalmaßnahmen auch um Kreditlinien der staatlichen KFW Bank in Höhe von bis zu 18 Milliarden Euro.

UNIPER HÄLT AN KERNKRAFTWERKEN IN SCHWEDEN FEST

„Uniper hat als Dreh- und Angelpunkt des Gas- und Wärmemarkts eine zentrale Bedeutung für die europäische Energiewirtschaft“, hatte Maubach auf der virtuellen Hauptversammlung um Unterstützung geworben. Der Konzern beliefere auf der Grundlage langfristiger Verträge rund 1000 Kunden, insbesondere Stadtwerke und Industrieunternehmen. Maubach betonte, dass Uniper die Beteiligung an schwedischen Atomkraftwerken nicht abgeben wolle. Es bestünden derzeit von Uniper keine Absichten, das Kernenergiegeschäft, die Wasserkraftwerke in Schweden oder Teile davon zu verkaufen, teilte der Konzern mit. Sollte sich das ändern, so habe der bisherige finnische Mehrheitsaktionär Fortum bis Ende 2026 das Recht, ein erstes Angebot abzugeben.

Krisenkonzern Uniper – Letzte Ausfahrt Verstaatlichung

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Mike Delis auf Pixabay

Hier findet ihr die aktuellen Livestream-Folgen. Mehr aus Web3, NFT und Metaverse.

Anzeigen
- Advertisment -spot_img

Neueste Beiträge

Das könnte dir auch gefallen!

Erhalte ab sofort alle wichtigen Nachrichten des Tages um 19 Uhr kostenlos per eMail in dein Postfach!

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.