Berlin, 13. Jan (Reuters) – Hotels und Restaurants suchen händeringend nach gutem Personal – wenn die Omikron-Welle abebbt und die Geschäfte wieder anziehen. „Die Corona-Pandemie hat den gastgewerblichen Arbeitsmarkt mit voller Wucht getroffen“, sagte Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. „Das ist umso bitterer mit Blick auf die bedeutende Rolle des Gastgewerbes als starker Jobmotor in Deutschland in Vor-Pandemie-Zeiten.“ So zählte die Branche im Oktober zwar gut eine Million sozialversicherungspflichtig Beschäftigte – damit aber 7,4 Prozent oder fast 82.000 weniger als im Oktober 2019.
Vielen in der Branche steht das Wasser bis zum Hals. Im Dezember lag der Umsatz laut Dehoga-Umfrage nur bei rund der Hälfte im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019. Demnach sehen gut 55 Prozent der Unternehmer ihren Betrieb aktuell in seiner Existenz gefährdet. Die Einschränkungen der Politik im Kampf gegen die Virus-Pandemie belasten Hotellerie und Gastronomie seit Frühjahr 2020. Die Branche hatte von 2009 bis 2019 noch fast 300.000 neue sozialversicherungspflichtige Jobs geschaffen. Dies entspricht einem Plus von knapp 36 Prozent, während die Beschäftigung in der Gesamtwirtschaft nur um 21 Prozent nach oben ging.
Doch die Virus-Pandemie hat auch in anderen Branchen die kurzfristigen Perspektiven extrem eingetrübt. So haben düstere Aussichten nicht nur im Gastgewerbe, sondern auch in der Luftfahrt und der Veranstaltungswirtschaft Beschäftigte dazu gebracht, ihr Glück in anderen Bereichen zu suchen.
Auf dem Höhepunkt der coronabedingten Beschränkungen sowie großen Unsicherheiten gab es im Gastgewerbe im April 2021 nur noch 940.500 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Dies ist ein Minus von 14 Prozent oder rund 153.000 zum Vorkrisenniveau. „Die Entwicklung zeigt, dass Mitarbeiter aber auch schnell zurückkommen“, sagte Hartges. Denn im Zuge besserer Perspektiven kletterte die Beschäftigung dann im Juli wieder über die Millionen-Marke. Zur Sicherung der Jobs komme es jetzt darauf an, Unternehmern wie Mitarbeitern Perspektiven und Planungssicherheit zu geben, erklärte die Lobbyistin mit Blick auf die Politik. „Wir sind uns sicher, dass unsere Branche wieder wachsen wird und wir wieder Arbeits- und Ausbildungsplätze mit Zukunft anbieten können.“ Voraussetzung sei jedoch, dass die Betriebe dauerhaft „unter wirtschaftlich tragfähigen Bedingungen“ arbeiten könnten.
Krise trifft Gastgewerbe „mit voller Wucht“
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