Düsseldorf, 11. Mrz (Reuters) – Die kommunalen RWE-Aktionäre stärken im Streit um die Forderung des Finanzinvestors Enkraft nach einer raschen Abspaltung des Kohlegeschäfts dem Vorstandschef Markus Krebber den Rücken. „Das Ruder kann nicht von heute auf morgen herumgerissen werden.
Ein solcher Weg bedarf einer abfedernden Flankierung“, sagte der Co-Geschäftsführer des Verbandes kommunaler RWE-Aktionäre (VkA), Ingolf Graul, in einem am Freitag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters. „Ein schneller Kohleausstieg hat Auswirkungen auf die Arbeitsplätze, die regionale Wirtschaft und auch auf die Gewerbesteuer. Das müssen Kommunen immer im Blick behalten.“
Der Verband vertritt die Interessen von 77 Gesellschaftern, darunter Städte wie Dortmund, Duisburg und Essen, die mittelbar oder unmittelbar insgesamt 14,1 Prozent der Anteile des größten deutschen Stromkonzerns halten. Zusammen ist der Block der größte Einzelaktionär von RWE. Es ist das erste Mal, dass der VkA öffentlich Stellung zu den Forderungen Enkrafts nimmt.
Der Finanzinvestor hatte sich im September mit der Forderung nach einer raschen Abspaltung des Braunkohlegeschäfts an RWE gewandt und diese seitdem mehrfach in Briefen an den Vorstand und Aufsichtsratchef Werner Brandt untermauert. Das Kohlegeschäft führe zu einer relativ schwachen Bewertung im Vergleich zu Wettbewerbern, die sich auf Erneuerbare Energien konzentrierten. RWE habe ein theoretisches Wertsteigerungspotenzial von rund 16,5 Milliarden Euro.
FÜR KOMMUNEN ZÄHLT BEI RWE MEHR ALS DER AKTIENKURS
„Die an RWE beteiligten Kommunen sind keine Finanzinvestoren“, sagte Co-Geschäftsführer Udo Mager, der mit Graul den Verband führt. Die Beteiligungen dienten mehreren Faktoren. „Hierzu gehört die Versorgungssicherheit zu bezahlbaren Preisen.“ Die Kommunen wollten die Energiewende mit gestalten. Die Industrie, die auf Energie angewiesen ist, solle gesichert werden.
An dem gestiegenen Aktienkurs sei zu sehen, dass der Kapitalmarkt die Strategie unterstütze. Auch die Dividende sei stabil. „Hinzu kommt, dass unter dem Dach der RWE alle Ressourcen und das Knowhow gebündelt sind, um den Kohleausstieg zu managen. Nach einer Abspaltung wäre das nicht mehr der Fall.“
RWE verwies am Freitag auf Aussagen von Finanzchef Michael Müller, wonach man durch einen Verkauf der Braunkohleaktivitäten an einen anderen Betreiber dem Ziel eines Kohleausstiegs nicht näher kommen würde. Entscheidend für die Transformation sei das Tempo des Ausbaus der Erneuerbaren Energien.
RWE gehört mit seinem Braunkohlegeschäft zu den größten CO2-Emittenten Europas, weshalb der Konzern seit Jahren scharfe Proteste von Umweltschützern auf sich zieht. Der Versorger wandelt sich derzeit zu einem der größten Ökostromproduzenten Europas.
Vorstandschef Krebber will das Geschäft mit Milliardensummen sowohl in Deutschland als auch international weiter ausbauen. Den Kohleausstieg will auch er vorantreiben, aber nicht überstürzt und mit Rücksicht auf die Versorgungssicherheit und die mehreren Tausend Arbeitsplätze im Rheinischen Revier. Am Dienstag stellt Krebber die Bilanz für das Geschäftsjahr 2021 vor.
Kommunale RWE-Aktionäre gegen rasche Abspaltung des Kohlegeschäfts
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