Kenbi, das in Berlin ansässige Startup-Unternehmen für technologiegestützte Gesundheitsversorgung zuhause gibt die Finanzierungsrunde über 23,5 Millionen Euro bekannt.
Die Summe wird genutzt, um den Ausbau ihres Versorgungs-Netzwerks in ganz Deutschland und die Weiterentwicklung ihrer Technologien voranzutreiben. Die Finanzierungsrunde wird von dem Healthcare-Investor Endeavour Vision angeführt. Die bestehenden Investoren Redalpine, Heartcore, Headline, Partech und Amino Collective beteiligen sich zusammen mit den neu hinzugekommenen Mutschler Ventures und dem Geldgeber Silicon Valley Bank ebenso an der Runde. Bis heute hat Kenbi über 30 Millionen Euro erworben und ist seit seiner Gründung Ende 2019 von 12 auf über 300 Mitarbeiter*innen (davon über 80 % Frauen) gewachsen.
Kenbi bietet dem Pflegemangel die Stirn
Obwohl immer mehr Menschen pflegebedürftig sind, nimmt die Zahl der qualifizierten Pflegekräfte aufgrund der zehrenden Bedingungen und der mit dem Beruf verbundenen bürokratischen Hürden stetig ab. Infolgedessen haben mehr als die Hälfte der 625.000 ausgebildeten Pflegekräfte in Deutschland in den letzten 25 Jahren ihren Wunschberuf wieder aufgegeben. Die verbliebenen Fachkräfte verbringen 40 % ihrer Arbeitszeit mit der Bearbeitung von papierlastigen, bürokratischen Prozessen. Würden sich diese Arbeitsbedingungen ändern, sagte jede*r zweite befragte Pfleger*in in einer Umfrage aus, sich eine Rückkehr in den Beruf vorstellen zu können.
Kurz vor dem Ausbruch von COVID-19 in Europa gegründet, setzt Kenbi neue Standards für die Arbeit in der Pflege und damit genau an diesen Herausforderungen an. Das Startup baut ein dezentralisiertes Netzwerk an Pflegefachkräften mit agilen, selbstorganisierten Teams auf. Mit Hilfe von eigenen modulare Apps gewährleistet Kenbi einen effizienten Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen und -Produkten für Patienten und Patientinnen zuhause.
Rasante Einstellung von qualifizierten Pflegeprofis, dank eigener Technologien
Trotz des sich verschärfenden Pflegekräftemangels erlebt Kenbi einen wachsenden Zustrom an Bewerber*innen. In über 22 Pflege-Hubs in drei deutschen Bundesländern haben sich mehr als 300 Pflegekräfte der Mission des Startups als Mitarbeiter*innen angeschlossen und führen jeden Monat mehr als 15.000 Pflegeeinsätze durch.
Ein entscheidender Faktor für das Wachstum und die hohe Qualität der Kenbi Pflege ist die vom Unternehmen selbst entwickelte Technologie: Eine Reihe modularer Apps für die gesamte Wertschöpfungskette optimiert administrative Abläufe wie Rekrutierung, Einarbeitung, Pflegeplanung, Dokumentation, Kommunikation, Schulung und Abrechnung. „Jede Pflegekraft erhält ein Smartphone mit den Kenbi Apps. Unser grundlegend digitaler Ansatz verkürzt die benötigte Einstellungszeit neuer Mitarbeiter*innen von sechs Monaten auf nur wenige Tage, ermöglicht eine flexible Zeitplanung, bietet sofortige Kommunikation und reduziert die Dauer der Pflegetouren um 20 %. Während der Covid-Krise hat unsere Technologie dringend benötigte Pflegezeit liberiert und unnötige persönliche Kontakte zwischen den Teammitgliedern minimiert“, erklärt Mitgründer Clemens Raemy, der zuvor die lateinamerikanische Taxi-App SaferTaxi gründete.
Ambulante Pflege Menschen-zentriert neu gedacht
Inspiriert durch ihre eigenen Erfahrungen mit einem pflegebedürftigen Verwandten, möchte Mitgründerin Katrin Alberding einen menschlicheren Ansatz bieten:
„Die Patientinnen und Patienten schätzen es, dass unsere Teams sehr ortsnah und gut erreichbar sind und dass sie alles, was sie benötigen aus einer Hand bekommen. Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen schließen sich Kenbi an, weil wir eine echte Alternative zu den alten Wegen bieten, die sie im Stich gelassen haben. So verfolgen wir bewusst einen maximal digitalisierten, autonomen Arbeitsansatz, bei dem kleine Teams die lokale Nachbarschaft betreuen und gleichzeitig aber auch mit einem unterstützenden Infrastruktur-Netzwerk verbunden sind“, erklärt sie. „Unsere Teams profitieren von einem technologiegestützten Serviceprogramm, das sie von administrativem Aufwand entlastet und unsere „Kenbis“ in die Lage versetzt, die bestmögliche Pflege zu leisten. Flexibilität für Pfleger*innen, Patientinnen und Patienten steht im Mittelpunkt unseres Handelns“.
Kenbi ist in den jeweiligen Bundesländern von allen Krankenkassen zugelassen. Dies bedeutet, dass die Kosten für die Pflege unabhängig von der gewählten Dienstleistung übernommen werden. Alle Pflegekräfte sind bei Kenbi angestellt, was einheitliche Qualitätsstandards und eine gemeinsame Entwicklung von technischen Lösungen direkt mit den Endverbraucher*innen gewährleistet.
Innovative Erweiterung der digitalen Produkte und Angebote
Mit der neuen Finanzierung plant Kenbi, die Expansion in Deutschland und den Ausbau seiner Technologien noch schneller voranzutreiben: „Bislang haben sich unsere proprietären Technologien auf die interne Effizienz konzentriert: Recruiting, Onboarding, Einsatzplanung, Dokumentation, Online-Training und Abrechnung“, erläutert Mitgründer und CTO Bruno Pires. „Jetzt werden wir uns auch auf kundenorientierte Innovationen fokussieren, welche über den Zielmarkt der älteren Menschen hinausgehen und eine Kategorie für die Gesundheitsversorgung zuhause für eine breitere Bevölkerung schaffen.“
So testete Kenbi Anfang des Jahres bereits die eigene Familien-App, mit der ausgewählte Angehörige – oder auch Patientinnen und Patienten selbst – zukünftige Pflegetermine einsehen können, als auch Pflegeberichte, Kontakte zum Versorgungsnetzwerk rund um den Kunden/die Kundin, und Zugang zu einem Marktplatz erhalten um zusätzliche Angebote wahrzunehmen. In Zukunft plant das Startup, seine ambulanten Leistungen an weitere modernen Gesundheitslösungen wie Online-Apotheken, Telemedizin, digitale Heimgeräte und Big-Data-Analysen für präventive Gesundheitsfürsorge anzuknüpfen.
Alexander Schmitz, Partner bei Endeavour Vision, der im Rahmen der Finanzierung in den Vorstand des Unternehmens eintritt, erläutert:
„Die rasante Entwicklung von Gesundheits-Apps in Kombination mit regulatorischen Änderungen, welche digitale Lösungen begünstigen (z.B. DiGA), eröffnen spannende, neue Möglichkeiten für die ambulante Pflege. Diese werden das Wachstum eines fortschrittlich strukturierten Pflegemarktes, der bereits jetzt 50 Milliarden Euro jährlich übersteigt, weiter vorantreiben. Durch seinen skalierbaren Online- und Offline-Ansatz ist Kenbi ideal positioniert, diesen wichtigen Markt neu zu definieren.“
„Kenbi ist ein erfolgreiches Beispiel dafür, wie Digitalisierung in Kombination mit Empathie einige der negativsten Trends in der Gesellschaft umkehrt. Der tiefe Respekt, den Katrin, Clemens, Bruno und das gesamte Team den Bedürfnissen der Pflegekräfte sowie ihren Patientinnen und Patienten entgegenbringen, führt zu einem wertschätzenden Umfeld für alle Beteiligten. Ihre sensible Denkweise, die schnelle Umsetzung und die Qualität der Technologie werden Kenbi weit über Deutschland hinaus bekannt machen“, kommentiert Christian Miele, Partner bei Headline und ein früheres Vorstandsmitglied.
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Quelle Kenbi GmbH