Tokio, 18. Jan (Reuters) – Japans Notenbank rechnet mit einem Anziehen der Inflation und erwägt dennoch keine Zinserhöhung. Die Tokioter Währungshüter sagen laut ihrer Prognose vom Dienstag nun eine Teuerung von 1,1 Prozent im neuen Haushaltsjahr ab April voraus – nach zuvor 0,9 Prozent. Wie erwartet ließ die Bank of Japan (BoJ) auf ihrer geldpolitischen Sitzung ihr kurzfristiges Zinsziel bei minus 0,1 und die Zielrendite für zehnjährige Staatsanleihen bei null Prozent. „Wir sprechen nicht über eine Zinserhöhung“, betonte Notenbank-Chef Haruhiko Kuroda vor der Presse.
Da die BoJ ein Inflationsziel von zwei Prozent habe und dieses nach Einschätzung der Währungshüter wohl nur zu etwa der Hälfte erreicht werde, sei keine Veränderung der lockeren Linie angezeigt. Die Notenbank versucht seit nunmehr neun Jahren, mit Niedrigzinsen und einer Liquiditätsschwemme für mehr Preisdruck in dem Land zu sorgen, das lange in einer konjunkturschädlichen Abwärtsspirale aus fallenden Preisen und Investitionszurückhaltung gefangen war.
Die Inflation wird gegenwärtig von höheren Rohstoffpreisen statt wie von der BoJ gewünscht von der Inlandsnachfrage angetrieben. Laut Kuroda wäre es „unangemessen“, sich geldpolitisch gegen einen vorübergehenden Anstieg von Rohstoffpreisen zu stemmen. Mit der wohl baldigen Zinswende in den USA setzt allerdings auch in der Tokioter Notenbank allmählich ein Umdenken ein, wie Reuters jüngst von mit der Sache vertrauten Insidern erfuhr. Intern werde darüber nachgedacht, wie früh man Signale für eine künftige Abkehr vom Niedrigzins-Mantra senden könnte.
„DEBATTE ÜBER EXIT-STRATEGIE VERFRÜHT“
Kuroda ließ sich dazu vor der Presse nichts entlocken und verwies darauf, dass sein Mandat im April 2023 ende: „Ich plane nicht, die Debatte über eine geldpolitische Normalisierung an meine verbleibende Amtszeit zu knüpfen.“ Solange die Inflation bei einem Prozent bleibe, stehe eine Debatte über eine Normalisierung nicht an. 2023 könnten allerdings die Inflationserwartungen zulegen, so dass sich die Teuerung in der Zukunft schrittweise der Zwei-Prozent-Marke annähern könne. Falls diese Marke in Sicht komme, werde die BoJ wahrscheinlich eine Ausstiegsstrategie erarbeiten und sie den Märkten kommunizieren: „Doch da wir leider die zwei Prozent Inflation nicht erreicht haben, wäre es verfrüht eine Exit-Strategie zu besprechen“, fügte er hinzu.
In Japan grassiert zugleich wie in vielen anderen Staaten der Welt das Corona-Virus. Laut Medienberichten ist die Zahl der neuen Infektionen im Zuge des Aufkommens der Mutante Omikron auf ein Rekordniveau gestiegen. Die Regierung plant daher eine Ausweitung von Eindämmungsmaßnahmen. Laut Kuroda wird auch die Notenbank die Entwicklung genau im Auge behalten. Er sehe mit Blick auf die Inflation jedoch nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass sich im Zuge der durch die Corona-Krise bedingten Materialengpässe die Teuerungsrate in Richtung des Zwei-Prozent-Ziels bewege.
Japans Notenbank erhöht Inflationsprognose
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