Washington/Berlin, 12. Okt – Der Internationale Währungsfonds warnt wegen der höchsten Inflation seit Jahrzehnten vor einer zu lockeren Finanzpolitik. Die Haushaltsdefizite müssten reduziert werden, um die Inflation nicht noch zusätzlich anzuheizen, hieß es in einer Analyse des IWF, die am Mittwoch in Washington veröffentlicht wurde.
Dies würde ein starkes Signal senden, dass Regierungen und Notenbanken in die gleiche Richtung marschierten. So könne verhindert werden, dass die wegen der Inflation nötigen Zinserhöhungen noch kräftiger ausfielen. Für die Staaten würde dies weniger stark steigende Kosten bedeuten, um die Schulden zu bedienen. Diese sind in den meisten Ländern in der Coronavirus-Pandemie sprunghaft gestiegen.
Die britische Regierung steht derzeit in der Kritik, weil sie schuldenfinanzierte Steuersenkungen und hohe Ausgaben zur Dämpfung der Energiepreise plant. Das hat für Turbulenzen an den Finanzmärkten gesorgt, weswegen die Notenbank mit Anleihekäufen eingegriffen hat. Außerdem hat sie die Zinsen zuletzt kräftig angehoben.
Für dieses Jahr prognostiziert der IWF einen globalen Schuldenstand der Staaten von 91 Prozent im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung. Das sei immer noch ein erhöhtes Niveau, wenn auch unter dem Rekordwert von 2020. Im Vergleich zu der Zeit vor der Pandemie habe es einen Zuwachs um 7,5 Prozentpunkte gegeben, vor allem wegen gestiegener Ausgaben. Anfällig seien vor allem Entwicklungsländer. Fast 60 Prozent der ärmsten Staaten hätten Probleme, ihre Schulden noch zu bedienen oder seien kurz davor. Hier müsse es Schuldenerleichterungen durch die Gläubiger geben, so der IWF.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine Ende Februar sind die Energie- und Lebensmittelpreise rund um den Globus deutlich gestiegen. Laut IWF haben 174 Länder im ersten Halbjahr 2022 rund 750 Maßnahmen beschlossen, um der Bevölkerung und Wirtschaft zu helfen. Sie richteten sich meist aber nicht gezielt an die Bedürftigsten. Pauschale Maßnahmen zur Subventionierung von Preisen seien teuer und wenig effektiv. Sie müssten vermieden werden. In Deutschland hat die von der Regierung eingesetzte Expertenkommission gerade Vorschläge zur Senkung der Gaspreise gemacht. Kritiker bemängeln dabei, dass mit dem „Prinzip Gießkanne“ gearbeitet wird und reiche Haushalte auch profitieren würden.
IWF – Haushaltsdefizite müssen wegen hoher Inflation gesenkt werden
Quelle: Reuters
Titelfoto: Symbolfoto
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