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Inflation bei 8,7 Prozent – „Für Entwarnung zu früh“

Berlin, 09. Feb – Die Inflation in Deutschland ist zu Jahresbeginn nicht ganz so stark gestiegen wie befürchtet, bleibt aber auf sehr hohem Niveau. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Januar um durchschnittlich 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 8,9 Prozent gerechnet. Im Dezember lag die Teuerungsrate noch bei 8,6 Prozent, doch kann diese Zahl wegen einer Revision der Statistik noch nachträglich verändert werden. Details dazu will das Bundesamt erst am 22. Februar nennen. Im Vergleich zum Vormonat zogen die Verbraucherpreise diesmal um 1,0 Prozent an.

„Der Inflationsgipfel ist überschritten“, sagte Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Die Energiepreise sprechen für weitere und deutliche Rückgänge der Inflationsrate,“ fügte er mit Blick auf die nicht mehr so hohen Weltmarktpreise hinzu. Im Dezember hatte die Übernahme der Abschlagzahlungen für Gas durch den Bund die gemessenen Verbraucherpreise gedrückt, doch ist dieser Effekt zu Jahresbeginn weggefallen, was den Anstieg nach Einschätzung von Ökonomen erklärt.

„Für Entwarnung an der Inflationsfront ist es zu früh“, warnte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Vor allem wegen anziehender Lohnkosten dürfte die Teuerung in diesem Jahr „hartnäckig hoch bleiben“. In vielen Branchen wurden teils deutliche Lohnerhöhungen vereinbart, weil die Gewerkschaften wegen starker Kaufkrafteinbußen einen Ausgleich verlangt haben. Die rund 3,9 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie etwa bekommen in zwei Schritten 8,5 Prozent mehr Geld sowie eine Einmalzahlung von 3000 Euro netto.

„IM FEBRUAR NOCH EINMAL HOCH“ 

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) rechnet im Gesamtjahr mit einer durchschnittlichen Preissteigerung von sechs Prozent, nachdem für 2022 mit 7,9 Prozent der höchste Wert seit Bestehen der Bundesrepublik gemessen wurde. „Auch im Februar könnte die Inflationsrate noch einmal hoch ausfallen“, erwartet der wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Ein nachhaltiger und deutlicher Rückgang der Teuerung sei ab März zu erwarten, wenn Gas- und Strompreisbremsen greifen würden. „Die Zeiten mit zweistelligen Inflationsraten in Deutschland dürften nun endgültig hinter uns liegen“, sagte Dullien. 

Experten hatten mit einem Anstieg der Teuerungsrate zu Jahresbeginn gerechnet – auch weil das Statistikamt die Gewichtung innerhalb des Warenkorbes geändert hat, der zur Ermittlung der Inflationsrate herangezogen wird. „Als neues Basisjahr wurde trotz der Corona-Pandemie turnusgemäß das Jahr 2020 auserkoren, dementsprechend werden Dienstleistungen, Pauschalreisen oder Kultur deutlich an Gewicht einbüßen, während Haushaltsenergie und Waren kräftig hinzugewinnen“, so die Experten der BayernLB. Hinzu komme noch, dass viele Verkäufer den Jahreswechsel besonders gern zu Preisanhebungen nutzten.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auch wegen der hohen Inflation in Europas größer Volkswirtschaft ihre Leitzinsen mehrfach angehoben – auf aktuell 2,50 Prozent. „Ein entschiedenes und robustes Handeln der EZB ist auch in den kommenden Monaten erforderlich“, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. „Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Inflation mittelfristig auf zwei Prozent zurückgeht und die Erwartungen verankert bleiben.“ 

Inflation bei 8,7 Prozent – „Für Entwarnung zu früh“

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Ralph auf Pixabay

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