Donnerstag, Dezember 19, 2024
StartWirtschaftIfo-Index steigt überraschend deutlich - Rezession dürfte weniger tief ausfallen

Ifo-Index steigt überraschend deutlich – Rezession dürfte weniger tief ausfallen

UPDATE 14:26 Uhr Berlin, 24. Nov – Angesichts randvoller Gasspeicher und abnehmender Lieferengpässe stellt sich die deutsche Wirtschaft auf eine eher milde Winter-Rezession ein. Dies lässt sich am Ifo-Geschäftsklimaindex ablesen, der im November überraschend deutlich um 1,8 Punkte auf 86,3 Zähler anstieg. Das am Donnerstag veröffentlichte Barometer des Münchner Ifo-Instituts gilt als ein recht verlässlicher Gradmesser für die Konjunkturentwicklung. Mit den laufenden Geschäften waren die Unternehmen zwar weniger zufrieden, der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate ließ aber merklich nach. „Die Rezession dürfte weniger tief ausfallen als viele erwartet haben“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Bundesfinanzminister Christian Lindner sagte in einer ersten Reaktion, es sei „vorsichtiger Optimismus“ angebracht. Doch wisse man nicht genau, wie es 2023 wirtschaftlich weitergehe: „Deshalb gibt es keinen Grund für Entwarnung“, sagte der FDP-Chef dem Fernsehsender Welt.

Nach einer Revision des Oktoberwerts hat sich das Ifo-Geschäftsklima nunmehr bereits den zweiten Monat in Folge aufgehellt. „Die deutsche Wirtschaft sendet Hoffnungssignale aus. Sie schlägt sich besser als erwartet“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters. Zur aufgehellten Stimmung im Handel fügte er hinzu: „Die staatlichen Hilfen könnten hier Wirkung zeigen.“ Der Experte bezog sich dabei auch auf die Gaspreisbremse, mit der die Haushalte bei den Energiekosten entlastet werden sollen.

CHEMIEINDUSTRIE SCHLÄGT ALARM

Die deutsche Chemiebranche hält die Preisbremsen auf Strom und Gas in der geplanten Form der Bundesregierung allerdings nicht für ausreichend, um energieintensive Betriebe zu retten. Die Fördergrenzen seien für größere Industriefirmen zu gering, außerdem gebe es einen hohen bürokratischen Aufwand und einen Zwang zu hohen Rückstellungen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Chemieverbands VCI, Wolfgang Große Entrup. „Gewaltige Strukturbrüche in Deutschlands Industrielandschaft können nur mit einer Rettung der besonders energieintensiven Grundstoffindustrie verhindert werden.“ Sollte die Unterstützung bei der Chemiebranche nicht ankommen, könne die Regierung ihr Ziel nicht erreichen, Strukturbrüche zu verhindern.

Wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) jüngst konstatierte, stellt sich angesichts der Energiekrise die Frage nach der Wettbewerbsfähigkeit. Die Unternehmen zahlten hierzulande drei Mal so viel für Strom wie im Nachbarland Frankreich und sogar fünf Mal so viel wie in den USA. In der chemischen Industrie sieht sich laut Umfrage mehr als jeder vierte Betrieb zu Drosselungen gezwungen.

Der deutliche Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas zeigt nach Ansicht von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer allerdings, dass die Unternehmen eine gewisse Verbesserung der konjunkturellen Rahmenbedingungen erkennen. So sei etwa das Risiko einer Gasrationierung in den zurückliegenden Wochen deutlich gesunken: „Ich erwarte unverändert eine Rezession, mehr denn je aber keinen wirtschaftlichen Kollaps.“

Der deutliche Anstieg der Geschäftserwartungen zeugt laut KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib davon, dass die Unternehmen nicht mehr „so uferlos pessimistisch“ seien. Einbrüche wie in der Finanz- oder Coronakrise seien nur bei einer Gasmangellage wahrscheinlich. „Und an der dürften wir dank voller Speicher und vor allem erheblicher Sparanstrengungen von Unternehmen und Haushalten vorbeikommen.“ 

UPDATE Berlin, 24. Nov – Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen hat sich im November überraschend deutlich aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 86,3 Zähler von revidiert 84,5 Punkten im Vormonat, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich 85,0 Punkte erwartet. Mit den laufenden Geschäften waren die Unternehmen zwar weniger zufrieden, der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate ließ aber merklich nach. „Die Rezession dürfte weniger tief ausfallen als viele erwartet haben“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest.

Die Aufwärtstendenz beim Geschäftsklima zog sich durch alle Branchen – vom Verarbeitenden Gewerbe, über Dienstleistungen bis hin zum Handel und dem Bauhauptgewerbe. Mit der Revision des Vormonatswerts zeigt sich nun auch, dass sich das Ifo-Geschäftsklima schon den zweiten Monat in Folge verbessert hat. „Die deutsche Wirtschaft sendet Hoffnungssignale aus. Sie schlägt sich besser als erwartet“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe der Nachrichtenagentur Reuters. Die Winter-Rezession könnte demnach mild ausfallen.

KEIN GRUND ZUR ENTWARNUNG

DekaBank-Ökonom Andreas Scheuerle verwies darauf, dass die Geschäftserwartungen unter dem Eindruck des Ukrainekriegs kollabiert waren und einen Konjunktureinbruch wie in der Hochphase der Corona-Krise signalisiert hatten: „Damit rechnet aktuell niemand mehr. Dass Deutschland in eine Rezession abrutscht, ist unstrittig, aber es wird nicht der befürchtete Absturz werden.“ Doch gibt es aus Sicht von LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch noch keinen Grund zur Entwarnung: „Wir rücken vor aus der Zone der Untergangsangst in den Bereich normaler Rezessionssorgen. Die Erwartungen waren katastrophal, jetzt sind sie nur noch düster.“ 

Deutschland steht laut der Bundesbank zwar eine Winter-Rezession ins Haus. Doch eine Gasmangellage könne wahrscheinlich vermieden werden. Und aktuelle Umfragedaten des Finanzdienstleisters S&P Global lassen darauf schließen, dass sich die Talfahrt der Wirtschaft wegen nachlassenden Preisdrucks im November bereits abgeschwächt hat. Im Sommerquartal war die Wirtschaft angesichts der Aufhebung vieler Corona-Maßnahmen noch gewachsen: Das Bruttoinlandsprodukt legte von Juli bis September um 0,3 Prozent zu.

Ifo-Index steigt überraschend deutlich – Rezession dürfte weniger tief ausfallen

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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