Samstag, November 16, 2024
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Hohe Energiepreise ziehen 110 Milliarden Euro aus Deutschland ab

Berlin, 08. Nov – Die gestiegenen Gas- und Ölpreise saugen dem Ifo-Institut zufolge viele Milliarden Euro aus der deutschen Volkswirtschaft heraus. Für das laufende Jahr summierten sich die Realeinkommensverluste auf etwa 64 Milliarden Euro oder 1,8 Prozent der Wirtschaftsleistung, wie die Münchner Forscher am Dienstag zu ihren Berechnungen mitteilten. Bereits im vergangenen Jahr seien es gut 35 Milliarden Euro oder 1,0 Prozent gewesen. „Im nächsten Jahr kommen voraussichtlich noch einmal gut 9 Milliarden Euro oder 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung hinzu“, sagte der Leiter der Ifo-Konjunkturprognosen, Timo Wollmershäuser.

Zusammengenommen beträgt der Realeinkommensverlust demnach knapp 110 Milliarden Euro oder 3,0 Prozent der Wirtschaftsleistung eines Jahres. „Nur während der zweiten Ölpreiskrise in den Jahren von 1979 bis 1981 fiel er mit 4 Prozent der Wirtschaftsleistung noch höher aus“, sagte Wollmershäuser. Die gesamtwirtschaftlichen Kaufkraftverluste von 1979 bis 1981 hätten erst 1986 wieder ausgeglichen werden können. Damals setzte ein kräftiger Verfall der Ölpreise ein, während gleichzeitig die D-Mark spürbar zum Dollar aufwertete. Dadurch wurden die meist in der US-Währung abgerechneten Energieimporte billiger.

„Der derzeitige Realeinkommensrückgang dürfte auch in den kommenden Jahren bestehen bleiben“, erwartet Wollmershäuser. „Zum einen werden die Energiepreise mit dem Wegfall Russlands als Lieferant wohl dauerhaft hoch bleiben. Zum anderen wird sich an der Abhängigkeit Deutschlands von importierter Energie so schnell nichts ändern.“

In der Verteilungsdiskussion ist es laut Institut wichtig zu beziffern, wie viel Realeinkommen an das Ausland abfließt. Diese Verluste stellen den Teil der in Deutschland erbrachten Wirtschaftsleistung dar, der zur Begleichung der Importrechnung ans Ausland abgegeben werden müsse und nicht im Inland verteilt werden könne. „So muss bei Lohnverhandlungen berücksichtigt werden, dass die hohen Preise für in Deutschland produzierte Waren und Dienstleistungen nicht Folge eines Booms sind, der die Gewinne der Unternehmen sprudeln lässt“, sagte Wollmershäuser.

„Sie spiegeln vor allem die hohen Kosten wider, die für importierte Energie und Vorprodukte bezahlt werden müssen.“ Das zwischen Arbeitnehmern und Unternehmen zu verteilende Einkommen müsse daher um die Realeinkommensverluste korrigiert werden. 

Hohe Energiepreise ziehen 110 Milliarden Euro aus Deutschland ab

Quelle: Reuters

Titelfoto: Bild von Oto Zapletal auf Pixabay

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