Berlin, 11. Apr (Reuters) – Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will trotz der hohen Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen nicht auf das umstrittene Fracking zurückgreifen, also die Förderung aus Schiefergestein. Dafür gebe es keine Pläne, sagte der Grünen-Politiker am Montag in Berlin. „Ich glaube, dass das nicht der Weg ist, den wir gehen sollten.“ Der Umstieg solle ja schnell gelingen. Die Errichtung von Fracking-Kapazitäten würde aber lange dauern. Unternehmen würden sich derzeit nicht um diese Technik bewerben, weder für Probebohrungen noch tatsächliche Durchführungen.
Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder will Fracking dagegen erlauben. „Wir dürfen Öl- und Gasgewinnung aus vorhandenen Kapazitäten in Deutschland nicht völlig ausschließen“, sagte er zuletzt. Für russisches Gas brauche Deutschland möglichst breite Ersatzkapazitäten. „Wir müssen ergebnisoffen prüfen, was geht und sinnvoll ist. Verbote könnte man aufheben.“ Deutschland will wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine so schnell wie möglich unabhängiger werden von Lieferungen aus Russland.
Habeck traf am Montag Vertreter der Industrien für Wind- und Solarenergie. Der Staat müsse für langfristige Planbarkeit sorgen, damit Unternehmen Sicherheit für Auftragseingänge hätten. Im ersten Quartal 2022 habe es aber sowohl bei den Anträgen als auch den Genehmigungen für Windprojekte Rückgänge gegenüber dem „erbärmlich schlechten“ Jahr 2021 gegeben, wie Habeck sagte. Deutschland sei beim Windkraftausbau einst bei fünf Gigawatt pro Jahr gewesen. Dies sei dann aber durch politische Fehlentscheidungen auf ein Gigawatt runtergegangen. „So doof waren wir.“ Von den Ländern forderte er mehr Tempo bei den Genehmigungsverfahren. Außerdem müssten Flächen für Windparks schneller bereitgestellt werden.
Habeck sieht Fracking in Deutschland nicht als Ersatz für russisches Gas
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