Donnerstag, Mai 2, 2024
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Gericht spricht Schweizer Ex-Bankchef wegen Betrug schuldig

Zürich, 13. Apr (Reuters) – In der Schweiz hat der aufsehenerregendste Wirtschaftsprozess seit 15 Jahren mit einem Schuldspruch für den ehemaligen Chef der Schweizer Bankengruppe Raiffeisen[RIC:RIC:RFSHW.UL], Pierin Vincenz, geendet. Das Bezirksgericht Zürich verurteilte Vincenz unter anderem wegen Betrug, Urkundenfälschung und passiver Bestechung zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und neun Monaten, wie Richter Sebastian Aeppli sagte. Zudem erlegte ihm das Gericht eine bedingte Geldstrafe von 840.000 Franken auf. Vincenz` Verteidiger Lorenz Erni sagte der der Nachrichtenagentur Reuters, er werde Berufung gegen das Urteil einlegen. 

Im Visier der Justiz stand unter anderem eine Reihe von Firmenübernahmen, die Vincenz als Raiffeisen-Chef sowie als Präsident der Kreditkartenfirma Aduno verantwortet hatte. Der Staatsanwaltschaft zufolge war Vincenz dabei verdeckt an den Übernahmezielen beteiligt. Damit habe er einen unrechtmäßigen persönlichen Gewinn von fast neun Millionen Franken eingefahren, so die Staatsanwaltschaft.

Zudem habe er dem Institut Ausgaben belastet, für die es keinen geschäftlichen Grund gegeben habe. So habe er über 200.000 Franken in Stripclubs und Kontaktbars ausgeben. Für Vincenz waren diese Ausgaben „geschäftsmäßig begründet“. Das Verständnis, wonach praktisch alle Ausgaben einer Geschäftsperson als Spesen verbucht werden könnten, ging dem Gericht aber deutlich zu weit.

Statt im Gerichtsgebäude fand die Urteilseröffnung angesichts des Andrangs von Journalisten in einem Konzertsaal statt. Das öffentliche Interesse hat unter anderem damit zu tun, dass Vincenz als Ex-CEO der drittgrößten Schweizer Bankengruppe einer der bekanntesten Manager des Landes war. Im Gegensatz zu den Spitzenkräften der anderen Großbanken gab er sich volksnah, 2014 wurde er von einem Magazin zum „Banker des Jahres“ gekürt. Auch Kritiker gestehen ihm zu, Raiffeisen zu einem starken Wachstum verholfen zu haben.

Vincenz wurde in mehreren Anklagepunkten freigesprochen. Vier weitere Angeklagte wurden für einen Teil der Tatbestände schuldig gesprochen, einer wurde vollständig freigesprochen und gegen einen weiteren wurde das Verfahren eingestellt. „Es ist ein differenziertes Urteil“, erklärte Staatsanwalt Marc Jean-Richard-dit-Bressel. Er hatte für Vincenz eine Gefängnisstrafe von sechs Jahren gefordert.

Neben der bedingten Geldstrafe verpflichtete ihn das Gericht zu millionenhohen Schadenersatzzahlungen an die betroffenen Firmen. Vincenz, der in Zusammenhang mit dem Verfahren bereits wochenlang in Untersuchungshaft gesessen hatte, bestritt wie die anderen Beschuldigten stets, Gesetze gebrochen zu haben.

Das Urteil gilt Experten zufolge als Erfolg für die Anklage. In anderen Wirtschaftsfällen tat sich die Staatsanwaltschaft wesentlich schwerer, die Gerichte zu überzeugen. So waren im bisher spektakulärsten Schweizer Wirtschaftsstrafverfahren, dem Prozess rund um die Pleite der Fluggesellschaft Swissair im Jahr 2007, alle Angeklagten freigesprochen worden.

Gericht spricht Schweizer Ex-Bankchef wegen Betrug schuldig

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Titelfoto: Symbolfoto

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