Frankfurt, 16. Feb (Reuters) – Die Einbeziehung von selbst genutztem Wohneigentum in die Inflation würde nach einer Untersuchung der Europäischen Zentralbank (EZB) die Messung der Teuerung in der Euro-Zone zum Teil erheblich beeinflussen. Zwar lägen seit 2011 die Unterschiede in der Inflationsrate (HVPI) maximal bei 0,3 Prozentpunkten, wenn selbst genutztes Wohneigentum berücksichtigt würde, teilte die EZB am Mittwoch mit.
Würden in der Messung der Teuerung jedoch schwankungsreiche Preise für Lebensmittel und Energie ausgeklammert, wäre der Einfluss erheblich stärker ausgeprägt. Der größte Unterschied sei im zweiten und dritten Quartal 2021 zu sehen gewesen mit 0,4 bis 0,6 Prozentpunkten. Die sogenannte Kerninflation, in der Lebensmittel und Energie herausgerechnet sind, ist eine wichtige Messgröße für die EZB bei der Festlegung ihrer Geldpolitik.
Die Ergebnisse liefern weitere Argumente für die Forderung der Notenbank, dass bei der Bewertung der Inflation künftig der Anstieg der Preise für selbst genutztes Wohneigentum mitberücksichtigt werden soll. Denn aus Sicht von EZB-Direktorin Isabel Schnabel erhöht der momentane Boom auf dem Immobilienmarkt das Risiko, dass die Währungshüter zu spät bei der Änderung der Geldpolitik reagieren. Die EZB strebt eine Inflationsrate von 2,0 Prozent an. Angeheizt von teurer Energie war die Inflation im Januar jedoch auf einen Rekordwert von 5,1 Prozent hoch geschnellt.
Die EZB will sich nach ihrer umfassenden Strategieüberprüfung dafür einsetzen, dass in der Zukunft selbst genutztes Wohneigentum in der Berechnung der Inflationsrate einbezogen wird. Im Unterschied zu anderen Währungsräumen wie den USA sind die Kosten dafür nicht im Warenkorb des Europäischen Statistikamts Eurostat enthalten. Bislang werden dort nur Mieten erfasst. Die EZB hat es aber nicht allein in der Hand darüber zu entscheiden, anhand welcher Faktoren Eurostat und die nationalen Statistikbehörden die Inflationszahl berechnen.
EZB – Immobilienpreise haben deutliche Auswirkungen auf Inflation
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