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Exportmotor stottert im Dezember – „Herausforderndes Jahr 2022“

Berlin, 02. Feb – Der deutsche Exportmotor ist vor der Jahreswende in einem widrigen Konjunkturumfeld mächtig ins Stottern geraten. Die Ausfuhren schrumpften um 6,3 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich ein Minus von 3,3 Prozent auf dem Radar, nach einem Mini-Plus von 0,1 Prozent im November. Im Gesamtjahr 2022 legten die Ausfuhren kalender- und saisonbereinigt um 14,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu, wobei sich die gestiegenen Preise bemerkbar machten.

Die Importe legten insbesondere wegen der im Zuge des Ukraine-Krieges höheren Kosten für die Einfuhr von Energie allerdings deutlich stärker zu – und zwar um 24,3 Prozent. Trotz Krieg und Sanktionen überwiesen die deutschen Importeure im vorigen Jahr vor diesem Hintergrund mehr Geld an Russland als 2021: Die Summe stieg um 6,5 Prozent auf 35,3 Milliarden Euro.

„WELTMARKTANTEILE VERLOREN“

Nach Einschätzung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ist der massive Rückgang der Ausfuhren im Dezember symptomatisch für ein insgesamt herausforderndes Jahr der hiesigen Außenwirtschaft. „Lieferkettenprobleme, enorme Preissteigerungen und geopolitische Risiken haben den exportierenden Unternehmen zugesetzt“, so das Fazit von Bereichsleiterin Melanie Vogelbach.

Laut der Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Tanja Gönner, fällt die Ausfuhrbilanz weniger gut aus, als es scheint: Das Exportland Deutschland habe im vorigen Jahr Weltmarktanteile und Wettbewerbsfähigkeit verloren. „Preisbereinigt haben sich die deutschen Ausfuhren im vergangenen Jahr zwei Prozentpunkte schwächer entwickelt als der globale Handel“, erklärte Gönner. Laut vorläufigen Zahlen von Destatis sind die deutschen Exporte 2022 real um 3,2 Prozent gestiegen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) schätzt, dass das internationale Handelsvolumen voriges Jahr zugleich um 5,4 Prozent zugelegt hat. 

MINUS-ZEICHEN DOMINIEREN 

Der Dezember fiel für die deutsche Exportbranche besonders ernüchternd aus, da Minus-Zeichen dominierten: Die Ausfuhren in die EU-Staaten sanken gegenüber dem Vormonat kalender- und saisonbereinigt um 4,0 Prozent und die Importe aus diesen Staaten um 4,8 Prozent. Gegenüber November nahmen die Exporte in Länder außerhalb der EU um 9,1 Prozent und die Importe von dort um 7,4 Prozent ab. Die meisten deutschen Exporte gingen dabei zum Jahresende in die USA. Dorthin wurden allerdings 10,0 Prozent weniger Waren ausgeführt als im November. Damit nahmen die Exporte in die Vereinigten Staaten auf 12,3 Milliarden Euro ab. Die Exporte nach China sanken um 14,2 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro und die Exporte nach Großbritannien gingen um 24,3 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zurück.

Die Bundesregierung rechnet mit einem schwierigen Jahr für die deutschen Exporteure. Die Ausfuhren dürften 2023 preisbereinigt (real) nur noch um 2,2 Prozent wachsen, wie aus dem Jahreswirtschaftsbericht hervorgeht. Laut dem Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger, zeigt der Export-Rücksetzer vom Dezember, dass die Weltwirtschaft noch nicht rund läuft und Vorsicht geboten ist. „Abnehmende Materialengpässe und die gewachsene Zuversicht unter Exporteuren halten den Blick aber aufwärtsgerichtet.“

Die Materialknappheit in der Industrie hat laut einer Firmen-Umfrage des Ifo-Instituts zu Jahresbeginn etwas abgenommen. Im Januar berichteten 48,4 Prozent der befragten Unternehmen von Engpässen. Im Dezember waren es noch 50,7 Prozent. „Aufgrund der sich abzeichnenden milden Winterrezession wäre ein stärkerer Rückgang wünschenswert gewesen“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Viele Unternehmen könnten ihre hohen Auftragsbestände nur langsam abarbeiten. 

Exportmotor stottert im Dezember – „Herausforderndes Jahr 2022“

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Pearse Walker auf Pixabay

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