Samstag, April 27, 2024
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EVG-Streik lähmt Bahnverkehr – „Es ist quasi nichts mehr gefahren“

Berlin, 21. Apr – Die Gewerkschaft EVG hat den Schienenverkehr in Deutschland mit einem Warnstreik am Freitagmorgen weitgehend lahmgelegt. Der Arbeitskampf dauerte von 03.00 Uhr bis 11.00 Uhr und betraf den Regional-, Fern- und Güterverkehr. Allerdings wurden noch bis in den Abend hinein starke Beeinträchtigungen erwartet. „In allen 50 Unternehmen haben wir massive Auswirkungen gehabt“, sagte EVG-Tarifvorständin Cosima Ingenschay. „Auf der Schiene und auch bei den Busbetrieben, die bestreikt wurden, ist quasi nichts mehr gefahren.“ Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) drohte, die Arbeitskämpfe zu verschärfen, sollten Arbeitgeber wie die Deutsche Bahn nächste Woche nicht mit verbesserten Lohnangeboten reagieren.

Am Vormittag waren nach Gewerkschaftsangaben rund 25.000 Beschäftigte bei der Deutschen Bahn (DB) und weiteren Unternehmen an etwa 1900 Standorten am Ausstand beteiligt. Die DB erklärte nach Beginn des Streiks, der Bahnverkehr des Staatskonzerns sei eingestellt und die Bahnhöhe seien fast leer. Der Schienengüterverkehr stand ebenfalls still und in den Rangierbahnhöfen bildeten sich Staus.

Nach Ende des Arbeitskampfes lief der Betrieb im Regional- und S-Bahn-Verkehr wieder an, aber teilweise noch sehr schleppend. Die Bahn nahm den Fernverkehr ab 13.00 Uhr wieder schrittweise auf. „Dort werden rund 90 Prozent der regulär für einen Freitagnachmittag und -abend vorgesehenen Züge verkehren.“ Dennoch seien Verspätungen und Ausfälle möglich. Auch die Logistiktochter DB Cargo hatte angekündigt, den Betrieb im Güterverkehr schnell wieder in Gang zu bringen. Dabei hätten versorgungsrelevante Züge – wie zur Energieversorgung – Vorrang. 

EVG – GERICHT BESTÄTIGT VERHÄLTNISMÄSSIGKEIT DES STREIKS

Die DB hat den Streik kurz vor dem nächsten Verhandlungstermin mit der EVG am nächsten Dienstag als Eskalation kritisiert. Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei den rund 50 Bahn- und Busunternehmen und pocht auf zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr. Die DB hatte fünf Prozent mehr und Einmalzahlungen von bis zu 2500 Euro angeboten und nun eine verbesserte Offerte auf Basis der Schlichtungsempfehlung im öffentlichen Dienst signalisiert. Dies lehnte die EVG erneut ab und warnte vor einer Verschärfung des Konflikts, sollten die Arbeitgeber nicht auf den Streik reagieren. „Dann müssten wir in massivere Warnstreikaktionen eintreten“, sagte Ingenschay. 

EVG-Vorstand Kristian Loroch mahnte besonders die DB, ein verhandlungsfähiges und schriftliches Angebot vorzulegen. Sonst werde man den Druck erhöhen. „Dann wird es in eine weitere Warnstreikwelle gehen und dann auch sicher in eine Erzwingungsstreiksituation.“ Zudem sollten die Arbeitgeber ihrerseits die Eskalation nicht in den Sommer, Herbst und Winter treiben. Denn dann müssten sie sich womöglich mit zwei Gewerkschaften auseinandersetzen. Die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) mit ihrem Chef Claus Weselsky hat in der Vergangenheit den Bahnverkehr mit Streiks wiederholt blockiert.

Die EVG sieht sich derweil durch einen Beschluss des Arbeitsgerichts Frankfurt vom Donnerstag bestätigt, dass der Streik rechtmäßig und zulässig sei. Zwei Firmen der Transdev-Gruppe hatten beantragt, den Arbeitskampf zu untersagen – waren damit aber gescheitert. Kritik kam von der Bahn-Konkurrenz. Der Verband Güterbahnen monierte, dass erneut unbeteiligte Firmen dadurch ausgesperrt würden, dass die EVG auch den Netzbetrieb und damit einen Teil der kritischen Infrastruktur bestreike. 

FLUGZEUG KEINE GUTE ALTERNATIVE – VERDI BESTREIKT AIRPORTS

Neben Bahnreisenden mussten sich auch Fluggäste auf Beeinträchtigungen einstellen. Denn die Gewerkschaft Verdi hat das Luftsicherheitspersonal an den Flughäfen Düsseldorf, Hamburg, Köln/Bonn und Stuttgart zum ganztägigen Streik aufgerufen. Der Airportverband ADV erklärte jüngst, voraussichtlich würden rund 700 Abflüge nicht stattfinden. Davon seien etwa 100.000 Passagiere betroffen. Der Flughafen Hamburg teilte mit, für Freitag seien alle 156 Starts gestrichen. Es sei bereits der fünfte Streiktag von Verdi in diesem Jahr. Damit summiere sich der Umsatzausfall für den Hamburger Flughafen auf rund 2,5 bis drei Millionen Euro. Der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) kritisierte, das Ausmaß des Arbeitskampfes habe mit Warnstreiks nichts mehr zu tun. 

Die EVG und Verdi für den öffentlichen Dienst hatten Ende März abgestimmt am gleichen Tag gestreikt und bundesweit fast alle öffentlichen Verkehrsmittel lahmgelegt. Nach Angaben der EVG ist der gleichzeitige Arbeitskampf diesmal Zufall.

EVG-Streik lähmt Bahnverkehr – „Es ist quasi nichts mehr gefahren“

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Rebecca Holm auf Pixabay

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