Frankfurt, 01. Mrz (Reuters) – Bei den Anlegern in Europa liegen die Nerven blank. Die Furcht vor einer weiteren Eskalation im Ukraine-Krieg lässt den Dax am Dienstag um 2,6 Prozent auf bis zu 14.088 Punkte abrutschen. Der Euro Stoxx50 gibt bis zu 2,7 Prozent auf 3817 Zähler nach. „Die furchtbare Situation verschlimmert sich, da der schwere Beschuss bebauter Gebiete uns zeigt, was uns noch bevorsteht“, sagte Neil Wilson, Marktanalyst vom Online-Broker Markets.com.
Der US-Satellitenfirma Maxar zufolge hat Russland einen massiven Militärkonvoi von 64 Kilometer Länge im Norden der ukrainischen Hauptstadt Kiew zusammengezogen.
Westliche Regierungen stimmen sich unterdessen erneut ab, wie man Russland weiter isolieren und zum Rückzug aus der Ukraine bewegen kann. Immer mehr westliche Firmen ziehen sich aus Russland zurück.
Zum Wochenstart hatte die Aufnahme erster Gespräche über eine Waffenruhe die Kursverluste begrenzt. Medienberichten zufolge ist eine zweite Runde in den kommenden Tagen geplant. Angesichts der Lage sei die Frage nach direkten Sanktionen gegen Öl- und Gasexporte aus Russland nur noch eine Frage des ‚Wann‘ und nicht des ‚Ob‘, konstatierte Wilson.
ÖLPREIS SPRINGT ERNEUT ÜBER 100-DOLLAR-MARKE
Die Furcht vor Lieferausfällen trieb den Ölpreis erneut über die 100-Dollar-Marke. Der Preis für Brent-Rohöl verteuerte sich um mehr als vier Prozent auf bis zu 102,32 Dollar pro Barrel (159 Liter). Nach der russischen Invasion in der Ukraine war der Preis vergangene Woche auf ein Rekordhoch von 105,79 Dollar geklettert.
„Die instabile Lage in der Ukraine und die Finanz- und Energiesanktionen gegen Russland werden die Energiekrise weiter anheizen und den Ölpreis kurzfristig deutlich über 100 Dollar pro Barrel halten und sogar noch höher, wenn der Konflikt weiter eskaliert“, sagte Louise Dickson, Ölmarktanalystin bei Rystad Energy.
Gefragt waren als sicher geltende Anlagen. So verteuerte sich Gold um 0,7 Prozent auf 1921 Dollar pro Feinunze. Auch bei Staatsanleihen griffen die Anleger zu. Im Gegenzug fiel die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe bis auf 0,043 Prozent.
ENTTÄUSCHENDE ERGEBNISSE
Auf die Stimmung drückten zudem zum Teil enttäuschende Firmen-Ergebnisse und Prognosen. Die Aktien von Zalando brachen mehr als zehn Prozent ein und waren damit größter Verlierer im Dax. Der Online-Modehändler rechnet nach der Pandemie im laufenden Jahr mit einer Abkühlung des Wachstums. Die Experten der Credit Suisse nannten die Prognose „bescheiden“. Zalando zufolge berücksichtigt der Ausblick nicht die wahrscheinlich negativen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs.
Nach einem Ergebnis unter den Erwartungen trennten sich Anleger an der Börse in London auch von Anteilsscheine von Flutter. Die Aktien des weltgrößten Anbieters von Online-Glücksspielen fielen um knapp 15 Prozent auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren.
Die Aussicht auf sprudelnde Gewinne wegen höherer Militärausgaben trieb dagegen erneut die Nachfrage nach Rüstungskonzernen. Die Aktien von Rheinmetall zogen um acht Prozent an, nachdem sie zum Wochenstart bereits fast 25 Prozent zugelegt hatten.
An der Börse in Paris bauten zudem die Aktien von Thales ihre Kursgewinne weiter aus und kletterten in der Spitze um 5,6 Prozent. In den letzten vier Handelstagen legten die Titel rund 30 Prozent zu. Die Analysten von Jefferies bezeichneten die Ankündigung Deutschlands, die Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des BIP zu erhöhen, nur einen ersten Schritt und rechneten in ganz Europa mit deutlich höheren Aufträgen für Rüstungskonzerne.
Europas Börsen rutschen erneut ab – Ölpreis steigt
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.