Hongkong, 26. Jan (Reuters) – Hongkong droht nach Einschätzung der Europäischen Handelskammer wegen des Festhaltens an seinem strikten Corona-Abschottungskurs eine große Abwanderung von Unternehmen. Die chinesische Sonderverwaltungszone könnte sich womöglich erst Anfang 2024 wieder öffnen, wie aus einem Berichtsentwurf Europäischen Handelskammer in der asiatischen Wirtschaftsmetropole hervorgeht, in den Reuters Einblick hatte. Das könnte einen Exodus ausländischer Firmen auslösen und die Rolle Hongkongs als Finanzzentrum gefährden. Die begrenzte Wirksamkeit der chinesischen Covid-Impfstoffe zwinge Festlandchina dazu, strenge Reisebeschränkungen aufrechtzuerhalten. Das wahrscheinlichste Szenario für Hongkong sei, dass es nicht wieder geöffnet werde, bis China einen selbst entwickelten mRNA-Impfstoff einführe, was bis Ende 2023 oder Anfang 2024 dauern könnte. Die Europäische Handelskammer wollte sich dazu nicht äußern.
Sollte es so kommen, besteht laut dem Bericht die Gefahr eines „Kaskadeneffekts“, bei dem Unternehmen den asiatischen Finanzplatz verlassen würden. „Wir erwarten eine Abwanderung von Ausländern, wahrscheinlich den größten, den Hongkong je erlebt hat, und einen der größten in absoluten Zahlen aus jeder Stadt der Region in der jüngeren Geschichte.“ Hongkong ist es zwar gelungen, das Coronavirus über weite Strecken unter Kontrolle zu halten, doch ist die Stadt aufgrund der Reisebeschränkungen und zeitweiligen Abriegelungen, die die Abwanderung von Fachkräften aus der ehemaligen britischen Kolonie beschleunigt hat, erheblich von der Außenwelt abgeschnitten.
Die Handelskammer empfiehlt der Regierung unter anderem eine Beschleunigung der Impfkampagne und eine Verkürzung der Quarantäne bei Einreise von 21 auf sieben bis 14 Tage. In Hongkong sind nur etwa 70 Prozent der Menschen doppelt geimpft, die meisten älteren Menschen sind gar nicht geimpft.
Europäische Handelskammer befürchtet Firmen-Exodus in Hongkong
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