Mittwoch, Mai 15, 2024
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Euro-Wirtschaft wächst kräftiger – „Aber ungleich verteilt“

Berlin, 21. Apr – Die Wirtschaft im Euroraum hat einen überraschend guten Start ins zweite Quartal hingelegt. Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft – Industrie und Dienstleister zusammen – legte um 0,7 auf 54,4 Zähler zu, wie der Finanzdienstleister S&P Global am Freitag zu seiner Umfrage unter Tausenden Firmen mitteilte. Es ist zugleich das stärkste Wachstum seit Mai 2022. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten einen unveränderten Wert von 53,7 Punkten erwartet.

„Ein genauerer Blick offenbart aber, dass das Wachstum sehr ungleich verteilt ist“, sagte Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, die neuer Namensgeber für den Einkaufsmanagerindex ist. „Beispielsweise hat sich die Schere zwischen dem teilweise boomenden Dienstleistungssektor auf der einen Seite und dem schwächelnden Verarbeitenden Gewerbe auf der anderen Seite weiter aufgetan.“

„ZINSERHÖHUNGEN DÄMPFEN“

Das sehen auch andere Volkswirte kritisch. „Die Industrie bekommt zunehmend Gegenwind“, sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. „Es ist fraglich, wie lange der Dienstleistungssektor das noch kompensieren kann – zumal in der zweiten Jahreshälfte die massiven EZB-Zinserhöhungen beginnen sollten, die Konjunktur zu dämpfen.“ Er verstehe daher nicht, warum die meisten Volkswirte für das zweite Halbjahr einen Aufschwung erwarteten.

Bemerkenswert ist auch der scharfe Rückgang der Industrieproduktion in Frankreich, während sie in Deutschland erneut leicht expandierte. „Der Rückgang der Produktion im Verarbeitenden Gewerbe ist teilweise auf Sondereffekte in Frankreich zurückzuführen, wo ein Teil der Unternehmen vermutlich erheblich unter den Protestaktionen gegen die von der Regierung Macron beschlossene Rentenreform gelitten haben“, sagte de la Rubia.

Ingesamt ließ der Inflationsdruck in der Währungsunion weiter nach. So sanken die Einkaufspreise in der Industrie wegen rekordverkürzter Lieferzeiten mit beschleunigter Rate, weshalb auch die Verkaufspreise insgesamt so langsam wie seit zwei Jahren nicht mehr stiegen. Die Geschäftsaussichten blieben optimistisch: Sie liegen trotz der jüngsten Spannungen im Bankensektor infolge der Turbulenzen um die Credit Suisse und die Pleite der Silicon Valley Bank deutlich über ihren Vorjahrestiefs. Als Grund dafür nannte Volkswirt de la Rubia die „abnehmende Angst vor einem Wiederaufleben der Energiekrise, wieder besser funktionierende Lieferketten sowie die Erwartung, dass die Inflation ihren Zenit überschritten hat“.

Auch die deutsche Wirtschaft ist gut in Schwung: Der Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft stieg im April bereits den sechsten Monat in Folge, und zwar um 1,3 auf 53,9 Punkte. Das ist der höchste Stand seit einem Jahr. „Die deutsche Wirtschaft knüpft im April an den Erholungskurs an, der bereits im ersten Quartal des Jahres eingesetzt hat“, sagte Experte de la Rubia. „Die treibende Kraft ist der Dienstleistungssektor.“

Euro-Wirtschaft wächst kräftiger – „Aber ungleich verteilt“

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von günter auf Pixabay

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