Donnerstag, März 28, 2024
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EU-Energieminister brüten über Vorschlägen zur Reform von Strommarkt

Prag/Berlin, 06. Sep – Vor dem mit Spannung erwarteten Treffen der EU-Energieminister werden laut tschechischer EU-Ratspräsidentschaft vor allem zwei Vorschläge zur Begrenzung der sprunghaft gestiegenen Preise diskutiert. Diese sollten am Freitag auf den Tisch kommen, sagte der tschechische Industrieminister Jozef Sikela am Dienstag der Nachrichtenagentur CTK.

Dazu würden nun Stellungnahmen der 27 EU-Staaten eingeholt. Zum einen wird den Angaben zufolge diskutiert, den momentan wegen fehlender russischer Lieferungen extrem hohen Gaspreis zu entkoppeln von Kraftwerken, die Strom aus Gas erzeugen. Zum anderen könnten Preise von günstigeren Produzenten wie Wind- und Solarparks oder Atom- und Kohlekraftwerken gedeckelt werden. 

Die Spitzen der Ampel-Koalition hatten am Wochenende in Berlin eine Strompreisbremse angekündigt, deren Details aber noch unklar sind. Haushalte und vermutlich auch Firmen sollen ihren Grundverbrauch zu vergünstigten Konditionen decken können. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) soll in diesem Zusammenhang auch krisenbedingte Sondergewinne von Energiefirmen auf dem Strommarkt abschöpfen. Wie dies gelingen kann, ist ebenfalls noch offen. 

In einem EU-Papier vom Wochenende hieß es, ein Preisdeckel auf Erdgas-Importe werde am Freitag in Brüssel diskutiert. Auch vorstellbar sei ein Preisdeckel auf Gas, das zur Stromerzeugung genutzt werde. Außerdem könnten Gaskraftwerke vorübergehend aus dem System zur Ermittlung der Strompreise herausgenommen werden. Außerdem sollten Akteure auf den Energiemärkten mit ausreichend Liquidität versorgt werden. 

Der Börsenpreis für Strom wird im Kern durch Gas-Kraftwerke bestimmt. Um die Nachfrage zu decken, produzieren zunächst vor allem Wind- und Solarkraftwerke, da ihr Strom Vorrang hat und sie zudem am günstigsten liefern können. Ihre Betriebskosten sind sehr niedrig. Es folgen nach diesem Prinzip meist Atom-, Braunkohle- und dann Steinkohle-Kraftwerke. Als letztes folgen Gas-Kraftwerke, weil sie die in der Spitze schwankende Nachfrage schnell ausgleichen können, da sie vergleichsweise schnell hoch- und runtergefahren werden können. Das letzte Gas-Kraftwerk am Netz bestimmt aber dann den Preis für den gesamten Strommarkt, da es nur einen Tarif an der Börse gibt. Dies ist der sogenannte „Merit-Order-Effekt“, benannt nach der Reihenfolge der Kraftwerke. Gas-Kraftwerke produzieren aber derzeit besonders teuer – das zieht auch den Strompreis hoch.

In einem anderen EU-Diskussionspapier heißt es, möglich wäre ein Preisdeckel auf russisches Gas. Dieses Instrument sollte allerdings nur genutzt werden, wenn die EU bereit sei, gänzlich auf russisches Gas zu verzichten. Denn hierbei gehe es vor allem darum, nach dem Angriff auf die Ukraine die Einnahmen des russischen Staates zu begrenzen. Alternativ könnten Markteingriffe nur in besonders stark betroffenen Regionen der EU erfolgen, die übermäßig die Lieferunterbrechungen aus Russland zu spüren bekommen. Hier würde es aber bei der Umsetzung zahlreiche Herausforderungen geben.

EU-Energieminister brüten über Vorschlägen zur Reform von Strommarkt

Quelle: Reuters

Titelfoto: Symbolfoto

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