Donnerstag, Mai 2, 2024
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Erste Deutsche aus dem Sudan evakuiert – „Komplexe Operation“

Berlin/Khartum, 24. Apr (Reuters) – Die Bundesregierung hat wie zahlreiche andere Länder wegen anhaltender Kämpfe Staatsangehörige aus dem Sudan ausgeflogen und bis zum Montagnachmittag rund 300 Personen evakuieren lassen. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sagte in Berlin, die Evakuierungen seien wegen einer seit Samstag geltenden dreitägigen Waffenruhe möglich gewesen. Nach Ende der Waffenruhe am Abend werde dies nicht mehr so leicht sein. Nach Angaben von Verteidigungsminister Boris Pistorius konnten drei inzwischen Maschinen der Bundeswehr Menschen aus dem Sudan bringen, eine vierte war demnach am Nachmittag noch unterwegs.

Pistorius sprach von einer „außerordentlich komplexen militärischen Operation“. Insgesamt seien 1000 Soldaten beteiligt. „Die Bundeswehr hat in beispielhafter Art und Weise gezeigt, wie Kaltstart fähig sie ist“, sagte Pistorius bei einem gemeinsamen Auftritt mit Baerbock vor der Presse im Auswärtigen Amt. Mit der vierten Maschine seien dann von der Bundeswehr insgesamt rund 400 Menschen evakuiert worden. Davon seien mehr als die Hälfte deutsche Staatsbürger. Er sehe sich bestätigt in seinem Vertrauen in die Truppe und auch das Material. Verletzte habe es auf deutscher Seite bei dem Einsatz keine gegeben.

Baerbock sagte, an den Vorbereitungen des Einsatzes habe die Bundesregierung seit über einer Woche Tag und Nacht gearbeitet. Es sei aber noch nicht der Moment des Aufatmens gekommen. Weitere Deutsche befänden sich noch im Sudan, und es sei unklar, wie diese nach einem zu erwartenden Wiederaufflammen der Kämpfe evakuiert werden könnten. Ein weiterer Einsatz dazu sei derzeit „mehr als ungewiss“. Der Krisenstab erwäge alle Optionen, auch etwa den Land- und den Seeweg, sagte Baerbock. Auch mit den Partnerländern werde das Vorgehen eng abgesprochen. 

Zugleich betonte Baerbock das Leiden der Menschen im Sudan. Die Bundesregierung nutze alle diplomatischen Kanäle, um einen Waffenstillstand herbeizuführen. „Wenn Ihnen etwas an Ihrem Land liegt, dann legen Sie ihre Waffen nieder“, forderte die Ministerin die Anführer der Konfliktparteien auf. Das Sterben im Sudan müsse aufhören. „Die Menschen brauchen Zugang zu humanitärer Hilfe, deshalb müssen die Waffe schweigen.“ 

„GEFAHR IM VERZUG“

Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte ergänzend, es sei „Gefahr in Verzug“ gewesen, deshalb sei der Einsatz der Bundeswehr noch nicht mandatiert. „Die vorherige öffentliche Befassung des Deutschen Bundestages mit dieser Thematik hätte das Leben der zu rettenden Menschen gefährdet.“ Die Bundesregierung wollte noch am Montag den Entwurf für das Mandat verabschieden und an das Parlament weiterleiten. Laut Baerbock wird der Bundestag voraussichtlich am Mittwoch darüber abstimmen. 

Bundeskanzler Olaf Scholz dankte der Bundeswehr. „Das ist ein gefährlicher Einsatz, aber er ist wichtig, um Bürgerinnen und Bürger unseres Landes und anderer Länder in Sicherheit zu bringen“, sagte Scholz am Rande des Nordsee-Gipfels im belgischen Ostende. „Die Operation ist im Gange, wie wir alle wissen. Aber es ist eine gut vorbereitete Aktion, die unverändert stattfindet und die wichtig ist, um die Sicherheit von Bürgerinnen und Bürgern, die das Land jetzt verlassen wollen, zu gewährleisten.“ 

Im Sudan kämpfen seit gut einer Woche rivalisierende Militärs um die Macht. Dabei hat es bislang mehr als 420 Tote gegeben. Auch Frankreich und andere europäische Staaten haben mit Evakuierungen begonnen. Rund 10.000 Menschen sind nach Angaben örtlicher Behörden bislang aus dem Sudan in das Nachbarland Südsudan geflüchtet. Die Evakuierung sogenannter Ortskräfte – Einheimische, die die deutsche Regierung vor Ort unterstützen – ist laut Auswärtigem Amt zunächst nicht geplant. Die Bundesregierung tue aber ihr Möglichstes, die Menschen vor Ort zu unterstützen. „Wir stehen auch weiterhin mit ihnen in Kontakt“, sagte ein Sprecher.

Erste Deutsche aus dem Sudan evakuiert – „Komplexe Operation“

Quelle: Reuters

Symbolfoto: Bild von Andromachos Dimitrokallis auf Pixabay

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