UPDATE Düsseldorf/Frankfurt, 11. Nov – Der Energiekonzern EnBW steht nach eigenen Angaben vor einer Einigung mit dem Bund über eine teilweise Kompensation der vom russischen Gaslieferstopp schwer getroffenen Tochter VNG. „Ich würde hoffen, dass es eher Tage statt Wochen sind“, sagte Finanzchef Thomas Kusterer am Freitag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.
Der Karlsruher Konzern gehe nicht davon aus, dass es zu einer Verstaatlichung der VNG kommt. Er rechne überhaupt nicht mit irgendeiner Beteiligung des Staates bei dem Leipziger Gas-Konzern. Es gehe um Kompensation, fügte er später gegenüber Analysten hinzu. „Die Gespräche laufen noch. Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen“, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums.
Die EnBW-Tochter schreibt hohe Verluste, weil sie sich für die ausgebliebenen Gaslieferungen Russlands teuren Ersatz beschaffen muss. Kusterer bezifferte die daraus entstandenen Belastungen auf 1,2 Milliarden Euro für das gesamte Jahr 2022.
Die VNG, an der EnBW rund 74 Prozent hält, gehört neben dem vor einer Verstaatlichung stehenden Konzern Uniper zu den größten deutschen Gasimporteuren. Die Verluste von Uniper sind allerdings noch viel größer: Die Düsseldorfer haben in den ersten neun Monaten einen Fehlbetrag in Höhe von rund 40 Milliarden Euro eingefahren. Die VNG hatte im September beim Staat einen Antrag auf Stabilisierungshilfe gestellt. Ursprünglich sollte dem Leipziger Unternehmen durch die geplante Gasumlage geholfen werden, die aber von der Bundesregierung zurückgezogen wurde.
TEILVERKAUF DER STROMNETZTOCHTER TRANSNETBW
Vorangekommen ist EnBW beim Teilverkauf der Stromnetztochter TransnetBW. „Der Prozess läuft, läuft gut. Wir sind sehr zufrieden mit dem Interesse, das uns für diesen Minderheitsanteil entgegengebracht wird“, sagte Kusterer. Er rechne damit, dass der Verkaufsprozess Anfang kommenden Jahres abgeschlossen wird. EnBW hatte im August angekündigt, zwei
separate Minderheitsanteile zu je 24,95 Prozent über eine noch zu gründende Zwischengesellschaft anzubieten. Mit der staatlichen KfWK sei vereinbart worden, dass diese nicht direkt am Bieterverfahren teilnimmt. Sie soll ein Vorkaufsrecht auf einen der beiden Minderheitsanteile erhalten.
Für 2022 musste der Versorger seine Ziele stutzen. EnBW rechnet nun mit einem operativen Gewinn (Adjusted Ebitda) von 2,7 bis 2,9 Milliarden Euro statt bislang erwarteter 3,03 bis 3,18 Milliarden. Im vierten Quartal erwarte EnBW deutlich höhere Aufwendungen für die Stabilität der Netze beim Einsatz von Reservekraftwerken. Hinzu kämen die Verluste der VNG. In den ersten neun Monaten konnte der Versorger das operative Ergebnis mit rund 1,97 Milliarden Euro in etwa stabil halten. Der Konzernüberschuss schrumpfte auf 163 Millionen Euro nach 363 Millionen im Vorjahreszeitraum.
EnBW – Rechnen nicht mit Staatseinstieg bei der VNG
Quelle: Reuters
Titelfoto: Bild von Anita Stachurski auf Pixabay
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