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DIHK – Inflation wird nicht schnell wieder verschwinden

Berlin, 24. Mai (Reuters) – Die deutsche Industrie wird nach Einschätzung des Branchenverbandes DIHK weite Teile ihrer eigenen Kostensteigerungen erst noch an Kunden weitergeben. „Wir werden in Zukunft noch einiges an Preiserhöhungen sehen“, sagte DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen am Dienstag in Berlin. Auf Basis einer Umfrage mit mehr als 25.000 Antworten von Unternehmen aus allen Branchen rechnet der Verband in diesem Jahr mit einer mehr als verdoppelten Inflation von 7,0 Prozent. Für 2023 wollte Zenzen noch keine Prognose wagen. Viele Erhöhungen kämen aber erst mit Verzögerung bei den Endkunden an. „Das wird sich noch eine Weile hinziehen.“ 

Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte – also die Preise der Hersteller – waren im April um durchschnittlich 33,5 Prozent nach oben geschossen. Das war laut Statistischem Bundesamt der höchste Anstieg gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Auf dem Bau werde es beispielsweise viele Preissteigerungen noch nächstes Jahr geben, so Zenzen. 

Zum Vergleich: 2021 hatte die Teuerung in Deutschland mit 3,1 Prozent bereits über dem EZB-Ziel für die Euro-Zone von zwei Prozent gelegen. Jahrelang hatte die Europäische Zentralbank über eine zu niedrige Inflation geklagt und diese mit Anleihekäufen und Nullzinsen bekämpft. Wegen rasant gestiegener Energie- und Lebensmittelpreise hat sich das Bild nun aber gewandelt. Verstärkt wurde dies zusätzlich noch durch den Krieg in der Ukraine.

79 Prozent der befragten Unternehmen rechnen mit höheren Einkaufspreisen bei Energie, 70 Prozent bei Rohstoffen und Vorprodukten. Über höhere Arbeitskosten klagen 57 Prozent. Über alle Branchen hinweg geben 39 Prozent der Betriebe an, Kunden jetzt mehr in Rechnung stellen zu wollen. 34 Prozent wollen dies nicht. Vor allem in der Industrie und im Handel erklärt mehr als jedes zweite Unternehmen, Kostenerhöhungen weitergeben zu wollen. 

TOP-RISIKO FÜR UNTERNEHMEN: HOHE ENERGIEPREISE

Der russische Angriff auf die Ukraine hat auch die Lieferkettenengpässe der Industrie noch verstärkt und zu geringeren Wachstumserwartungen geführt. So rechnet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) 2022 nur noch mit einem Zuwachs von 1,5 Prozent, nach 2,9 Prozent im Jahr 2021. Einer der wesentlichen Treiber dürfte der private Konsum sein.

Hier rechnet der Verband mit einem Plus von 3,0 (2021: 0,1) Prozent. Der staatliche Konsum dürfte dagegen stagnieren, nachdem es im vergangenen Jahr noch ein Plus von gut drei Prozent gab. Auch der Export dürfte auf der Stelle treten. Sollte sich der private Konsum schlechter als gedacht entwickeln, sei auch ein Wachstum von nur 1,0 Prozent denkbar, so der DIHK. Es gebe noch keine Signale, dass Konsumenten ihre Ersparnisse wegen der hohen Inflation auflösten – aus Sorge vor einem drohenden Wertverfall.

Ilja Nothnagel aus der DIHK-Hauptgeschäftsführung sagte, die deutschen Unternehmen stünden vor einer schwierigen Phase. Die Aufträge seien zwar da. „Sie können aber nicht abgearbeitet werden.“ Die hohen Energiepreise im Zuge des Krieges seien für 78 Prozent der Firmen derzeit das Top-Risiko für ihr Geschäft, ein Rekordwert. In der Industrie seien es sogar 93 Prozent. Bei den Lieferkettenproblemen werde es eine gewisse Gewöhnung geben – mit dann weniger starken Auswirkungen. Sie würden aber nicht einfach verschwinden. Viele gehen derzeit auf die strikte Null-Covid-Strategie in China zurück, die ganze Unternehmen, Häfen und Städte schon lahmgelegt hat.

DIHK – Inflation wird nicht schnell wieder verschwinden

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