Berlin, 23. Apr (Reuters) – Wegen des massenhaften Wegfalls von Teilzeitjobs im Zuge der Corona-Krise ist das Armutsrisiko in Deutschland gestiegen. Zu dieser Schlussfolgerung gelangt der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in einer Erhebung, die der „Welt am Sonntag“ laut einem Vorabbericht vorliegt. Demnach ist die Zahl der Teilzeitjobs 2020, im ersten Jahr der Pandemie, um 600.000 gesunken. „Beschäftigte in diesen Jobs sind weder sozial abgesichert, noch erhalten sie Arbeitslosen- oder Kurzarbeitergeld. Vielen von ihnen droht Altersarmut“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel der Zeitung. Besonders betroffen seien Frauen.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund wertete für seine Erhebung Daten von Eurostat, des Mikrozensus des Statistischen Bundesamts sowie Daten der Bundesagentur für Arbeit aus. Demnach sei die Erwerbslosenquote 2020 in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte angestiegen und damit stärker als im EU-Durchschnitt (0,4 Prozentpunkte). Auch die Schere bei den Einkommen sei in Deutschland größer als im EU-Durchschnitt.
„Bei der Überlastung der Haushalte durch Wohnkosten belegt Deutschland sogar den unrühmlichen zweiten Platz. Der Grund: Viel zu viele arbeiten in schlecht bezahlten und unsicheren Jobs“,sagte Piel. Länder wie Tschechien, Ungarn, Dänemark, Österreich, Portugal und Belgien zeigten, dass der Arbeitsmarkt auch ohne großen Niedriglohnsektor und hohes Armutsrisiko funktioniere.
Die von der Bundesregierung geplante Anhebung der Minijob-Grenze auf 520 Euro hält das DGB-Vorstandsmitglied für einen „Riesenfehler“. „Minijobs taugen schlecht als Brücke in sozialversicherte Beschäftigung“, sagte Piel.
DGB-Erhebung zeigt zunehmendes Armutsrisiko in Deutschland
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