Neu-Delhi/Berlin, 25. Feb – Bundeskanzler Olaf Scholz und der indische Ministerpräsident Narendra Modi wollen die Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern deutlich ausbauen. Man werde die Kooperation auch im Verteidigungsbereich stärken, sagte Modi am Samstag nach einem Treffen in Neu-Delhi, ohne Details zu nennen. „Die Investitionen sollen ausgebaut, die Zahl der Beschäftigen soll massiv erhöht werden“, sagte Scholz mit Blick auf die bisher 1800 deutsche Unternehmen in Indien. Zudem müssten die Handelsbeziehungen zwischen der EU und Indien verstärkt werden. „Deswegen setzen wir uns beide dafür ein, dass es jetzt endlich klappt mit dem Freihandelsabkommen unserer Länder“, betonte Scholz. Er werde sich „persönlich engagieren“. Die Bundesregierung sei mit der EU-Kommission bereits im Gespräch.
Hintergrund ist auch der Wunsch Deutschlands, sich unabhängiger von China zu machen, dem größten deutschen Handelspartner. Indien mit seinen knapp 1,4 Milliarden Einwohnern gilt seit langem als mögliche Alternative. Allerdings beklagen deutsche Firmen seit Jahren Protektionismus und Bürokratie, was etwa Investitionen deutscher Autokonzerne sehr schwierig macht. Laut einer Umfrage der Außenhandelskammern Singapur und Indien messen die befragten Firmen einem EU-Indien-Freihandelsabkommen dabei sehr große Bedeutung bei.
Die nächste Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft werde 2024 in Indien stattfinden, kündigte Scholz an. Der Kanzler warb um die Anwerbung von IT-Experten aus Indien für eine Arbeit in Deutschland. Auch im Bereich Forschung und Entwicklung wollen beide Länder enger zusammenarbeiten.
Scholz wird auf seiner zweitägigen Reise nach Neu-Delhi und Bangalore von einer Wirtschaftsdelegation begleitet. Thema wird dabei neben Energiethemen eine engere Rüstungskooperation mit Indien sein. Nach Informationen von Reuters will er ein milliardenschweres U-Boot-Geschäft voranbringen. Indien möchte sechs konventionelle U-Boote im Wert von 4,9 Milliarden Euro (5,2 Milliarden Dollar) kaufen. Im Gespräch ist ThyssenKrupp Marine Systems (TKMS). Ein Abschluss im Rahmen des Besuchs wird aber nicht erwartet.
Auf die Frage, ob er mit Modi über das U-Boot-Projekt gesprochen habe, sagte Scholz deutschen Journalisten: „Selbstverständlich haben wir auch konkrete Vorhaben beredet. Das sind Dinge, die hier zunächst einmal zwischen den Unternehmen und den Bestellern ausgehandelt werden müssen, aber natürlich müssen sie begleitet werden.“
Zu den in Neu-Delhi unterzeichneten Abkommen zählt eine Regierungsvereinbarung über die engere Zusammenarbeit im Energiebereich, vor allem beim Wasserstoff. Die deutsche Firma SFC Energy will ihre bestehende Produktion von Wasserstoff-Brennstoffzellen in Indien ausbauen, mit einem neuen Produktionsstandort in Gurgaon. Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) will zunächst 20 bis 30 Photovoltaik-Experten nach Deutschland holen. Im indischen Pune wollen die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Fraunhofer-Gesellschaft ein Wasserstoff-Forschungsinstitut errichten.
Scholz betonte nach dem Gespräch mit Modi, dass Demokratien wie Deutschland und Indien vor allem nach dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine enger zusammenarbeiten sollten. Er hatte in einem Artikel in der „Times of India“ bekräftigt, dass sich Deutschland stärker im indopazifischen Raum engagieren werde. Scholz forderte von der derzeitigen indischen G20-Präsidentschaft, dass sie den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ähnlich klar adressieren müsse wie dies der indonesische Vorsitz der Gruppe der wichtigsten Industriestaaten im vergangenen Jahr getan habe.
Deutschland und Indien wollen wirtschaftlich enger zusammenarbeiten
Quelle: Reuters
Symbolfoto: Bild von campus auf Pixabay
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