Berlin, 31. Mrz (Reuters) – Deutschland stellt Afghanistan trotz zunehmender Spannungen mit den regierenden radikalislamischen Taliban zusätzliche 200 Millionen Euro an humanitärer Hilfe zur Verfügung. Das kündigte Außenministerin Annalena Baerbock zum Auftakt einer virtuellen Afghanistan-Geberkonferenz am Donnerstag in Berlin an.
Derzeit seien 23 Millionen Menschen in dem Land von einer Hungersnot bedroht, sagte Baerbock mit Verweis auf eine anhaltend schwere Dürre. Die Wirtschaft sei nach der Machtübernahme der Taliban schwer getroffen, und die Coronavirus-Pandemie belaste zusätzlich. „Deshalb muss die internationale Gemeinschaft ihre humanitäre Unterstützung für Afghanistan verstärken.“
Die Vereinten Nationen schätzen, dass Afghanistan insgesamt rund vier Milliarden Euro an humanitärer Soforthilfe benötigt. Das Geld soll direkt an anerkannte Hilfsorganisationen fließen und nicht in die Hände der neuen Regierung fallen. Baerbock betonte aber: „Die Taliban müssen Akteuren der humanitären Hilfe ungehinderten Zugang verschaffen und ihre Sicherheit gewährleisten, und sie dürfen die humanitäre Hilfe nicht einschränken.“ Über die humanitäre Hilfe hinaus werde das weitere Engagements Deutschlands in Afghanistan vom Handeln der Taliban abhängen. „Wir werden sie an diesen Taten messen, nicht an ihren Worten“, sagte die Grünen-Politikerin.
Insbesondere sprach Baerbock dabei den Umgang mit Frauen an. „Die Fortschritte, die die Frauen und Mädchen Afghanistans in den letzten zwei Jahrzehnten errungen haben, dürfen nicht einfach fortgespült werden wie Eis, das in der Sonne dahinschmilzt“, sagte sie. „Sie sollten unerschütterlich sein. Das ist unser eindringlicher Appell an die Taliban.“
Entgegen gemachter Zusagen haben die Taliban etwa die Öffnung von weiterführenden Schulen für Mädchen zurückgenommen. „Bildung ist unser Grundrecht und kein politisches Unterfangen“, zitierte Baerbock das Plakat eines Mädchens, das vergangene Woche in Kabul demonstriert habe.
Deutschland gibt Afghanistan 200 Millionen Euro humanitäre Hilfe
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