Berlin, 07. Aug (Reuters) – Die deutsche Wirtschaft fürchtet eine weitere Verschärfung des Konfliktes zwischen ihrem wichtigsten Handelspartner China und Taiwan. „In unserer hochtechnologischen Welt ist in nahezu jedem Elektronikprodukt ein Bestandteil aus Taiwan verbaut“, sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, dem „Handelsblatt“ (Montagausgabe). „Eine Eskalation des Taiwan-Konflikts hätte demnach weitreichende Folgen.“ Die Volksrepublik hat nach dem Besuch der hochrangigen US-Politikerin Nancy Pelosi seit Donnerstag Militärübungen nahe der von ihr beanspruchten Insel abgehalten.
Der russische Krieg in der Ukraine habe viele Unternehmen aufgeschreckt, sagte Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft beim Verband der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). „Und das Gleiche könnte eines Tages auch bei Taiwan passieren.“ Dann allerdings wären die Kosten für die deutsche Wirtschaft um ein Vielfaches höher.
Besonders wichtig für die deutschen Unternehmen ist die Halbleiterindustrie Taiwans. Die Wirtschaft setzt zudem auf eine breitere Aufstellung, weg von China. „Bei einer Zuspitzung des Konflikts wäre mit Handelssanktionen gegen China zu rechnen“, fürchtet BGA-Präsident Jandura. Aufgrund der starken wirtschaftlichen Verflechtungen zwischen Deutschland und China hätte eine Einschränkung der Handelsbeziehungen starke Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft.
„Es ist wichtig, Lieferketten zu diversifizieren und neue Beschaffungsmärkte zu erschließen“, sagte Jandura. Er forderte, den Freihandel mit Deutschlands Wertepartnern zügig auszubauen. Handelsabkommen mit Kanada, mit den Mercosur-Staaten in Südamerika oder auch Neuseeland und Australien seien dafür entscheidend.
China ist der mit Abstand wichtigste deutsche Handelspartner. 2021 wurden zwischen beiden Ländern Waren im Wert von rund 245 Milliarden Euro ausgetauscht.
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