Berlin, 12. Jul (Reuters) – Die deutschen Exporte nach Russland sind wegen der Sanktionen infolge des Ukraine-Kriegs um die Hälfte eingebrochen. Sie fielen im Mai binnen Jahresfrist um 50,9 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Dies war zum Vorjahresmonat der dritte Rückgang in Folge. Zum April hingegen stiegen die Russland-Ausfuhren wieder um fast 36 Prozent (plus 296 Millionen Euro), was die Behörde vor allem mit mehr Exporten sogenannter dosierter Arzneimittel begründete. Diese Lieferungen lagen im Mai bei 215 Millionen Euro – ein Zuwachs zum Mai 2021 um 47,7 Prozent und zum April um 60,5 Prozent. „Damit waren im Mai 2022 pharmazeutische Erzeugnisse das wichtigste deutsche Exportgut im Handel mit Russland.“ Die gesamten pharmazeutischen Produkte stiegen um gut 42 Prozent zum Vorjahr auf einen Wert von 282 Millionen Euro.
Russische Truppen waren am 24. Februar in die Ukraine eingedrungen, worauf der Westen scharfe Sanktionen verhängt hat. Diese sehen unter anderem Exportbeschränkungen vor. Dies zeigt sich beim Handel mit Maschinen. Dieser Bereich fiel im Mai durch einen massiven Rückgang von gut 52 Prozent auf 280 Millionen Euro auf Rang zwei zurück. Noch größere Rückgänge waren bei den Exporten von Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeugteilen zu verzeichnen – diese sanken um gut 96 Prozent auf 13,6 Millionen Euro. Damit fielen die Exporte von Autos und Autoteilen nach Russland von Rang zwei im Mai 2021 auf Rang 14 im Mai 2022 zurück und lagen noch hinter den deutschen Exporten von landwirtschaftlichen Erzeugnissen.
Dem starken Export-Rückgang stand auch im Mai wertmäßig ein deutlicher Anstieg der Importe aus Russland gegenüber. Die Steigerungen sind dabei hauptsächlich auf die gestiegenen Preise – vor allem im Energiesektor – zurückzuführen. Die deutschen Einfuhren aus Russland stiegen binnen Jahressicht um ein Drittel auf 3,3 Milliarden Euro. Wichtigste Importgüter aus Russland waren Erdöl und Erdgas sowie Metalle und Kohle. Mengenmäßig war die Entwicklung gegenläufig. Im Mai 2022 wurden mengenmäßig rund 29 Prozent weniger Waren importiert als im Vorjahresmonat. Russland ist einer der wenigen Staaten, mit denen das exportorientierte Deutschland ein Handelsdefizit aufweist. Der Importüberschuss im Außenhandel mit Russland betrug im Mai 2,2 Milliarden Euro.
Deutschland versucht seit Kriegsbeginn seine starke Abhängigkeit von russischen Energieimporten – vor allem bei Gas – zu reduzieren. Sollte die Gaspipeline Nord Stream 1 nach den aktuellen Wartungsarbeiten nicht wieder ihren Betrieb aufnehmen, fürchten Ökonomen spätestens 2023 Produktionseinschränkungen in der deutschen Wirtschaft. Dies dürfte eine Rezession auch im Euro-Raum auslösen.
Deutsche Exporte nach Russland um die Hälfte eingebrochen
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Wichtige Entwicklungen zur Ukraine.